Kaltblütige Anschläge:Frankreich fahndet nach Soldaten-Mörder

Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche hat ein mysteriöser Motorroller-Fahrer in Frankreich Soldaten niedergeschossen. Es herrscht Angst vor einer weiteren Bluttat, Soldaten dürfen mit Uniform nicht mehr in die Öffentlichkeit.

Im Südwesten Frankreichs sind zwei Soldaten erschossen worden, ein weiterer schwebt in Lebensgefahr. Erst kurz zuvor war ein Fallschirmjäger getötet worden. Die Polizei sucht fieberhaft nach dem Täter, selbst ein Terrorakt wird nicht ausgeschlossen.

Die tödlichen Anschläge gehen wahrscheinlich auf das Konto eines Täters. In allen Fällen wurden die Todesschüsse von einem Motorroller-Fahrer mit der gleichen Waffe abgefeuert, wie die Behörden und französische Medien berichteten. "Es besteht eine unbestreitbare Verbindung", sagte der zuständige Staatsanwalt Michel Valet. Ballistische Untersuchungen hätten das zweifelsfrei ergeben.

Am Donnerstag waren in Montauban zwei Soldaten getötet und ein dritter schwer verletzt worden. Ebenfalls auf offener Straße hatte ein Unbekannter im 50 Kilometer entfernten Toulouse am Sonntag einen Soldaten erschossen. Er war nach Behördenangaben allerdings in zivil unterwegs.

Der Täter war Medienberichten zufolge äußerst kaltblütig an seine Opfer herangetreten und hatte aus nächster Nähe zahlreiche Schüsse auf sie abgegeben. Alle drei Toten sind nach Medienberichten nordafrikanischer Abstammung. Der Hintergrund der Bluttaten ist völlig unklar.

Das Verteidigungsministerium rief alle im Großraum Toulouse stationierten Soldaten zu erhöhter Vorsicht auf. Außerhalb des Militärgeländes solle bis auf weiteres aufs Tragen von Uniformen verzichtet werden, berichtete der TV-Nachrichtensender BFM.

Sämtliche Polizeieinheiten im Raum Toulouse waren am Freitag im Einsatz, um den Täter aufzuspüren - auch die Anti-Terror-Abteilung, was bei Taten solchen Ausmaßes allerdings nicht ungewöhnlich ist. Verteidigungsminister Gérard Longuet sagte AFP zufolge auf die Frage nach einem terroristischen Hintergrund der Tat, dass "alle Spuren" verfolgt werden müssten. Nach Informationen der Zeitung Le Figaro schließt die Polizei auch Vergeltungsakte im Milieu der organisierten Kriminalität oder die Wahnsinnstat eines Waffenfanatikers nicht aus.

Außenminister Alain Juppé wies Spekulationen über einen Zusammenhang mit dem französischen Militäreinsatz in Afghanistan zurück. "Es gibt zurzeit keinen Hinweis darauf", sagte er der Nachrichtenagentur AFP zufolge. "Fangen wir nicht an, über mögliche Motive zu spekulieren."

Nach ersten Erkenntnissen der Behörden fuhr der Schütze in Montauban einen PS-starken schwarzen Motorroller und trug einen Helm mit getöntem Visier. Auch in Toulouse soll der Täter mit einem motorisierten Zweirad unterwegs gewesen sein.

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