Kachelmann-Prozess:Gezerre um die "neue Zeugin"

Der "Focus" berichtet von einer weiteren Frau, die Kachelmann gewaltsame Übergriffe vorwirft, sich jedoch vor Gericht nicht äußern will. Sicher ist nur eines: Zwischen Kachelmanns neuem Anwalt und dem Verlagshaus Burda herrscht offener Krieg.

Hans Holzhaider

Zwischen dem Hamburger Rechtsanwalt Johann Schwenn, der seit einer Woche den ehemaligen Wettermoderator Jörg Kachelmann verteidigt, und dem Medienhaus Burda herrscht offener Krieg. Nachdem Schwenn in öffentlicher Sitzung im Landgericht Mannheim mehrmals die bei Burda erscheinende Bunte attackierte, schlägt der Medienkonzern jetzt zurück. In der aktuellen Ausgabe des ebenfalls im Hause Burda erscheinenden Focus greift dessen Herausgeber Helmut Markwort den Strafverteidiger in ungewöhnlich scharfer Form an.

-

Erhärtet eine neue Zeugin im Kachelmann-Prozess den Vergewaltigungsverdacht? Sicher ist nur eines: Zwischen Jörg Kachelmanns neuem Vetreidiger Johann Schwenn (links) und dem Medienhaus Burda herrscht Krieg.

(Foto: AFP)

Schwenn, so schreibt Markwort, habe sich das Mandat Kachelmann "mit einer Methode erobert, die viele seiner Kollegen für unanständig und standeswidrig" hielten. Schwenns "Propagandisten in den Medien" und er selbst hätten Kachelmanns früheren Verteidiger Reinhard Birkenstock "so schlecht aussehen lassen", dass Kachelmann sich von diesem getrennt und den "als Rechts-Messias angepriesenen Schwenn" engagiert hätten. Markwort beruft sich auf einen Artikel der Zeit-Journalistin Sabine Rückert, in dem diese Birkenstocks Fähigkeiten als Strafverteidiger in Zweifel gezogen hatte. Der Artikel war allerdings schon im Juni 2010 erschienen.

In der gleichen Ausgabe präsentiert der Focus eine angeblich neue Zeugin, die der Mannheimer Staatsanwaltschaft von brutalen Übergriffen Kachelmanns während eines Sexualkontakts berichtet habe. Der Vorfall habe sich kurz vor der angeblichen Vergewaltigung ereignet, deretwegen Kachelmann jetzt angeklagt ist. Bei Kachelmanns Verteidigern habe das Auftauchen der Zeugin "Panik ausgelöst". Allerdings habe die Schweizerin inzwischen mitteilen lassen, sie wolle nicht vor einem deutschen Gericht aussagen.

Schwenn sagte der SZ, er halte es für "verantwortungslos", über die angeblichen Aussagen einer Zeugin zu berichten, wenn man wisse, dass diese nicht vor Gericht erscheinen werde. Kachelmanns Anwalt in Medienangelegenheiten, Ralf Höcker, erklärte, die Verteidigung sei schon vor längerer Zeit mit der angeblichen Zeugin konfrontiert worden. Falls diese tatsächlich in dem von Focus berichteten Sinn aussagen sollte, "wird das problemlos zu widerlegen sein".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: