Kachelmann bleibt in Haft:"Ich bin unschuldig"

Der unter Vergewaltigungsverdacht stehende Wettermoderator Jörg Kachelmann bleibt in Untersuchungshaft. Vor dem Gericht kommen die Medien ihm ganz nahe.

Bernd Dörries

Jörg Kachelmann sah ganz anders aus, als man ihn aus dem Fernsehen kennt. Nicht bleich wegen der Vorwürfe und der Tage im Gefängnis. Nein, er federte zur Tür hinaus und wurde erst gar nicht erkannt, weil der ARD-Wettermann keinen Bart mehr trug und auch keinen Anzug, sondern eine Lederjacke. Insgesamt machte er in seinem gestreiften T-Shirt einen recht jugendlichen Eindruck. Kachelmann stieg in den grünen Gefangenentransport und sagte noch: "Ich bin unschuldig, das ist alles, was ich im Moment sagen kann."

Eigentlich sollte am Mittwoch geprüft werden, ob der 51-Jährige noch länger in Untersuchungshaft bleibt, in der er sitzt, weil seine frühere Lebensgefährtin ihn wegen Vergewaltigung angezeigt hat. Aber aus der Prüfung durch einen Haftrichter wurde nur eine Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft im Amtsgericht Mannheim.

In gewisser Weise ist der Fall Kachelmann aber längst ein öffentlicher Prozess geworden, lange bevor man im juristischen Sinne davon sprechen kann. Etwa vier Stunden lang wurde der Schweizer Staatsbürger von der Staatsanwaltschaft zum Vorwurf der Vergewaltigung befragt. Ursprünglich hatte sein Kölner Anwalt Reinhard Birkenstock einen Haftprüfungstermin beantragt, diesen aber zurückgezogen, da erst weitere Beweise für die Unschuld seines Mandanten vorgelegt werden sollten. "Man ist in Deutschland, wenn ein solcher Verdacht an einem hängt, schnell verhaftet. Die Enthaftung dauert in der Regel länger", sagte Birkenstock.

"Glaubhafte Aussagen"

Kachelmanns frühere Lebensgefährtin hatte angegeben, von ihm nach einem Streit vergewaltigt worden zu sein - bereits im Februar hatte sie Anzeige erstattet. "Wir schätzen die Aussagen der Frau als glaubhaft ein", bestätigte ein Sprecher der Mannheimer Staatsanwaltschaft. Es bestehe dringender Tatverdacht. Bei einer medizinischen Untersuchung seien bei der Frau "tattypische Verletzungen" festgestellt worden, sagte der Anwalt der ehemaligen Lebensgefährtin, Thomas Franz.

Kachelmann beschäftigt zwei Anwälte: Ralf Höcker, der selbst oft als juristischer Experte im Fernsehen auftritt und ein "Lexikon der Rechtsirrtümer" geschrieben hat. Vom anderen, dem versierten Strafverteidiger Reinhard Birkenstock, gibt es nun auch viele Bilder, weil er bei allem, was er tat, von Medienleuten begleitet wurde, ob an der Fußgängerampel oder beim Rauchen.

Auch dem Beschuldigten selbst durften sich Kameras und Journalisten nähern, als er das Gerichtsgebäude verließ: Die Staatsanwaltschaft hatte Ort und Uhrzeit seiner Vernehmung bekannt gegeben. Die Öffentlichkeit ist also im Fall Kachelmann erstaunlich nahe dran, lange bevor es überhaupt eine staatsanwaltschaftliche Anklage gibt.

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