SZ-Kolumne „Bester Dinge“Es kann sprechen!

Völlig neuer Ansatz für „Publikumswachstum“: Das Juve-Vereinsmaskottchen Jay.
Völlig neuer Ansatz für „Publikumswachstum“: Das Juve-Vereinsmaskottchen Jay. (Foto: Insidefoto/imago/Insidefoto)

Der Fußballklub Juventus Turin macht sein tierisches Vereinsmaskottchen zum Helden einer Kinderserie. Eine gute Idee, oder nicht?

Von Martin Zips

Kinder lieben Maskottchen! Weil sie immer so freundliche Gesichter haben, einem zuwinken und man sich mit ihnen fotografieren lassen kann. Merkwürdig nur: Maskottchen reden nicht viel.

Was für eine tolle Idee des Fußballvereins Juventus Turin also, seinem aus dem Stadion bekannten Zebra-Maskottchen eine Stimme zu verleihen. Gerade wieder wurde eine neue Folge der vom Verein in Auftrag gegebenen Animationsserie „Team Jay“ auf Youtube veröffentlicht: Das Maskottchen ärgert hier zusammen mit seinen Freunden einen fiesen Bösewicht mit einem Fußball und allerlei technischen Tricks. Da möchte man doch mehr wissen! Leider, wenn man sich auf der Homepage des vom Verein beauftragten Animationsstudios umsieht, liest man so Dinge wie: Mit den Zebra-Geschichten versuche man, „einen völlig neuen Ansatz“ für „Publikumswachstum“ und „Lizenzierung“ und wolle „zukünftige Fans“ für „globale Sportmarken“ gewinnen. Ach schade, denkt man sich da, es geht also gar nicht um niedliche Vierbeiner, wohltuenden Ballsport, gemeinsame Werte und echte Freundschaft. Es geht um den Verkauf von Fanartikeln und Eintrittskarten. Wahrscheinlich gibt es auf Youtube bald auch Videos zu sehen, in denen Jürgen Klopp auf roten Bullen reitet.

Vielleicht sollte man, wenn man als Vater mit seinen Kindern mal wieder irgendwo auf ein Maskottchen trifft, diesem einfach den Polyesterkopf vom Schädel reißen. Damit zumindest der arme Typ, der unter ihm steckt und dem kein Verein gehört, mal kurz Luft bekommt.

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