Wer 98 Jahre Haft vor sich hat, kann kaum hoffen, das Gefängnis lebend zu verlassen. Umso mehr muss es Rene Lima-Marin 2008 überrascht haben, als er nach zehn Jahren hinter Gittern plötzlich freigelassen wurde.
Der US-Amerikaner nutzte seine zweite Chance. Nach vielen schlecht bezahlten Jobs verdient er seinen Unterhalt mittlerweile als Glaser, ist in der Gewerkschaft aktiv, hat eine Ehefrau, zwei Kinder und ein Haus. Ein echter Vorzeigeamerikaner. Doch dann kam ihm ein ehemaliger Staatsanwalt auf die Spur, weshalb er nun vielleicht die restlichen 88 Jahre seiner Haftstrafe verbüßen muss. Der Familienvater kämpft aktuell vor einem Gericht in Colorado um seine Freiheit.
Ein Gerichtsschreiber machte einen fatalen Fehler
"Ich wurde meinen Kindern und meiner Frau weggenommen", sagte der 38-jährige verurteilte Räuber bei der Anhörung am Mittwoch unter Tränen. Er flehte den Richter an, in zu seiner Familie zurückzulassen. "Ich bin der Kopf des Haushaltes. Ich sollte ihn führen und leiten."
Vor 16 Jahren wurde Rene Lima-Marin wegen schweren Raubes, Entführung und Einbruch zu insgesamt 98 Jahren Haftstrafe verurteilt. Ein Gerichtsschreiber machte damals einen folgenschweren Fehler. Er notierte in der Akte, die Strafen für die Taten seien gleichzeitig zu verbüßen und nicht nacheinander, so wie es der Richter entschieden hatte. Deshalb kam Lima-Marin nach zehn Jahren frei. Der Rest wurde zur Bewährung ausgesetzt.
Lange Zeit blieb der Fehler unentdeckt, bis ein ehemaliger Staatsanwalt in den Akten stöberte. Er fand heraus, dass der Räuber viel zu früh entlassen worden war. Seit drei Jahren steht Lima-Marins Freiheit wieder auf dem Spiel, was eine Welle der Empörung auslöste. Fast 285.000 Menschen haben mittlerweile eine Online-Petition unterschrieben, in der die Freiheit des Mannes gefordert wird. Auf Facebook informieren seine Anhänger über den Verlaufs des Verfahrens.
Fehlurteile in Deutschland:Ohne jeden Zweifel
Jedes vierte Strafurteil in Deutschland ist ein Fehlurteil. Schätzungsweise. Das sagt nicht irgendjemand, sondern Ralf Eschelbach, Richter am Bundesgerichtshof. Dabei ließe sich leicht etwas dagegen tun.
Bezirksrichter Carlos Samour Jr. machte dem Familienvater bei der Anhörung am Mittwoch keine Hoffnung auf eine schnelle Entscheidung: "Ich werde Ihnen keinen Zeitrahmen nennen, weil ich mir Zeit nehmen werde."