Justiz - Schweinfurt:Verdächtiger im Mordfall Ramona wieder festgenommen

Erfurt (dpa) - Nach der überraschenden Aufhebung des Haftbefehls ist der Tatverdächtige in dem 23 Jahre alten Mordfall Ramona wegen eines anderen Falls aus Bayern wieder festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt habe gegen ihn wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen Haftbefehl beantragt, sagte die leitende Oberstaatsanwältin Ursula Haderlein am Freitag in Schweinfurt auf Anfrage. Zuvor hatte MDR Thüringen darüber berichtet.

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Erfurt (dpa) - Nach der überraschenden Aufhebung des Haftbefehls ist der Tatverdächtige in dem 23 Jahre alten Mordfall Ramona wegen eines anderen Falls aus Bayern wieder festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt habe gegen ihn wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen Haftbefehl beantragt, sagte die leitende Oberstaatsanwältin Ursula Haderlein am Freitag in Schweinfurt auf Anfrage. Zuvor hatte MDR Thüringen darüber berichtet.

Der 76-Jährige war laut Haderlein 1999 in Schweinfurt wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu einer 15-jährigen Haftstrafe verurteilt worden und danach unter heute noch geltenden Bewährungsauflagen frei gekommen. Er soll gegen ein Kontaktaufnahmeverbot zu Mädchen verstoßen haben. Der Mann aus Sachsen war nach dpa-Informationen am Freitag im vogtländischen Oelsnitz von Ermittlern der Thüringer "Soko Altfälle" verhaftet und inzwischen auch in Zwickau einem Haftrichter vorgeführt worden. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es bislang nicht.

Der Mann kam im Mordfall Ramona erst in der vergangenen Woche aus der Untersuchungshaft frei, weil das Oberlandesgericht in Jena keinen dringenden Tatverdacht gegen ihn sah. Es lägen keine objektiven Spuren und auch kein Geständnis vor, hieß es. Die in einem konstruierten Täuschungsmanöver gesammelten Beweise gegen ihn hielten die Jenaer Richter für nicht verwertbar, da die verdeckten Ermittler ihre Befugnisse überschritten hätten.

Sie hatten dem 76-Jährigen laut Oberlandesgericht vorgetäuscht, ihn vor einer Inhaftierung verschonen zu können, "indem sie jemanden besorgen, der gegen ein Entgelt für den Beschuldigten ins Gefängnis gehe". Diese Person habe Krebs und wolle mit dem Geld ihre Familie versorgen. Damit der vermeintlich Krebskranke ein glaubhaftes Geständnis ablegen könne, müsse er aber mit konkreten Informationen über die Tat versorgt werden.

Es sei den als Mitgliedern eines international agierenden Mädchenhändlerrings auftretenden Ermittlern schließlich gelungen, den Beschuldigten zur Mitwirkung einer "Tatrekonstruktion" zu bewegen. Im Januar dieses Jahres wurde der 76-Jährige dann festgenommen.

Der Mann hatte sich bei seiner ersten Befragung 1996 wie auch später darauf berufen, mit der Tat nichts zu tun zu haben. Der mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter gilt nach dpa-Informationen aber weiterhin als Tatverdächtiger im Mordfall Ramona. Die Staatsanwaltschaft Gera wollte sich dazu am Freitag nicht äußern und erklärte lediglich, dass im Mordfall Ramona weiter ermittelt werde.

Das zehnjährige Mädchen war Mitte August 1996 verschwunden. Im Januar 1997 wurden ihre sterblichen Überreste in einem Waldstück in Westthüringen gefunden. Die Ende 2016 gegründete "Soko Altfälle" rollte den Fall neu auf, wobei der 76-Jährige erneut in den Fokus der Ermittlungen geriet. Der Mann wohnte 1996 nahe des Einkaufscenters in Jena, wo Ramona das letzte Mal gesehen wurde.

Der Einsatz verdeckter Ermittler ist umstritten. Der innenpolitische Sprecher der Linke-Landtagsfraktion, Steffen Dittes, forderte, die Arbeitsweise der verdeckten Ermittler auf den Prüfstand zu stellen. Die nachrichtendienstähnlichen Befugnisse der Polizei sollten ebenso parlamentarisch in einem Ausschuss kontrolliert werden. "Polizeiliche und staatsanwaltschaftliche Ermittlungsmaßnahmen und gewonnene Erkenntnisse nützen nichts, wenn sie am Ende nicht gerichtsverwertbar sind", erklärte Dittes.

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