Justiz - Rostock:Forderung nach Studiengang Jura an der Universität Rostock

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Eine Jura-Studentin hält in einer Vorlesung eine Ausgabe vom Grundgesetz in der Hand. Foto: Friso Gentsch/dpa (Foto: dpa)

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Rostock (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern wird nach Ansicht des Rostocker Anwaltvereins künftig unter einem eklatanten Mangel an Juristen leiden. Das Defizit kann nach Ansicht des Vereinsvorsitzenden Christian Doose-Bruns mit der Ausbildung von mehr Juristen und der Neueinführung der juristischen Examensausbildung in Rostock bekämpft werden. Das Jura-Studium ist nur in Greifswald möglich, nachdem der Studiengang 2008 in Rostock gestrichen wurde.

Knapp 70 Prozent der landesweit rund 600 Richter und Staatsanwälte seien bereits älter als 50 Jahre, sagte Doose-Bruns vor einer Podiumsdiskussion am Donnerstagabend in der Universität Rostock. Bis 2031 werde mehr als die Hälfte dieser Juristen in Pension gehen. Ähnlich dramatisch sei die Situation in der Anwaltschaft, ein Viertel der zugelassenen Anwälte seien 60 Jahre oder älter. Einen wachsenden Bedarf an Juristen verzeichneten auch Verwaltungen, Wirtschaft und Verbände.

"Wir sind nicht in der Lage, unseren Juristen-Bedarf alleine mit der Uni Greifswald abzudecken", bestätigte Michael Mack, Vorsitzender des Landesrichterbunds. Im Schnitt würden dort jährlich knapp 80 junge Leute ihr Studium beenden, davon würden aber nur maximal 25 Prozent die für Richter und Staatsanwälte notwendige Qualifikation erreichen. Bei etwa 40 Juristen im Staatsdienst, die jährlich in den Ruhestand gehen, sei das nur die Hälfte des Bedarfs. Problematisch sei auch die geringe Anfangsbezahlung für Jungrichter im Vergleich zu manchen Anwaltskanzleien, die etwa das Doppelte bezahlen.

Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) machte deutlich, dass die Kapazitäten in Greifswald grundsätzlich ausreichten. Sie müssten nur besser genutzt werden. Sie verwies auf die Kosten einer weiteren juristischen Fakultät. "Das ist alles nicht zum Nulltarif zu haben." Sie schlug stattdessen vor, die Kooperation zwischen Greifswald und Rostock zu intensivieren. So könnten Rostocker Absolventen aus dem "Good Governance"-Studium nach Greifswald wechseln, um dort Volljurist zu werden. Auch Rostocker Jura-Dozenten könnten in Greifswald das Fächerspektrum zu bereichern.

Für den Rostocker Unirektor Wolfgang Schareck ist es wichtig, zur Stärkung des Rechtsstaates den Nachwuchs in Justiz, Verwaltung und Anwaltschaft auszubilden. Das wäre in Rostock mit geringem Aufwand bei einer sehr günstigen Kosten-Nutzen-Relation möglich und brächte angehende Juristen ins Land, die beste Berufsperspektiven hätten.

Auch der Präsident der Rechtsanwaltskammer MV, Stefan Graßhoff, hält die Kosten eines Jurastudiums im Vergleich beispielsweise zu einem Medizinstudium sehr gering. "Das Jurastudium ist eines der günstigsten." Dabei müsse bedacht werden, dass bei dieser Frage nicht nur über Nachwuchssorgen einer Berufsgruppe gesprochen wird. "Wir reden hier über den Rechtsstaat als Ganzes. Und den gibt es nicht zum Nulltarif."

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