Justiz - Dresden:Strafvollzug in freier Form: Erste Bewohner eingezogen

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Die Einrichtung für den Vollzug in offenen Formen des Vereins für soziale Rechtspflege (VSR). Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Dresden (dpa) - Leben in einer Wohngruppe, enge Betreuung und ein fester Tagesablauf: In Sachsen leben inzwischen zwei Häftlinge im neu eingerichteten Strafvollzug in freien Formen. Der Verein für soziale Rechtspflege (VSR) Dresden hat die Einrichtung mit Mitteln aus dem Landeshaushalt eingerichtet. Sachsen ist damit laut Angaben des Justizministeriums das erste Bundesland, das die Vollzugsform auch für Erwachsene anbietet. Bislang gibt es ein ähnliches Projekt für heranwachsende Straftäter des Vereins Seehaus, der eine Einrichtung in Leipzig betreibt.

Der Strafvollzug in freien Formen sei nicht zu verwechseln mit dem offenen Vollzug, wie das sächsische Justizministerium betont. Bei Letzterem dürfen Inhaftierte die Justizvollzugsanstalt (JVA) zwar regelmäßig verlassen, übernachten jedoch hinter Gittern. "Was in einer JVA die Gitterstäbe sind, ist hier das soziale Gefüge", sagt die Geschäftsführerin des VSR, Anke Söldner. "Die Menschen fühlen sich hier gut eingebunden und flüchten deshalb nicht."

Sozialarbeiter sorgen dafür, dass die Inhaftierten einen festen Tagesablauf haben. Morgens müssen sie sich bei den Betreuern zunächst anmelden, dann folgt ein vierstündiger Arbeitseinsatz. Durch die enge Betreuung sollen die Sozialarbeiter den Inhaftierten in ihren letzten Monaten vor der Entlassung den Einstieg in ein Leben in Freiheit erleichtern. Teilnehmen dürfen nur Häftlinge, die strenge Sicherheitsanforderungen erfüllen. Bestimmte Probleme wie eine akute Sucht dürften nicht vorliegen. "Es muss sicher sein, dass sie aus dem Vollzug in freier Form nicht fliehen würden", sagt Söldner.

© dpa-infocom, dpa:220224-99-260761/3

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