Süddeutsche Zeitung

Jugendschutz:Jugendämter nehmen mehr Kinder in Obhut als je zuvor

Mehr als 40.000 Kinder mussten die Jugendämter 2012 aus ihren Familien nehmen, um sie zu schützen - so viele wie nie zuvor. Grund dafür war nicht nur die Überforderung der Eltern.

Die Jugendämter in Deutschland haben im vorigen Jahr 40.200 Kinder und Jugendliche zu deren Schutz aus ihren Familien genommen - so viele wie nie seit Beginn der Statistik 1995. Die Zahl der Inobhutnahmen steige seit 2007, als nur 28.200 Kinder betroffen waren, stetig, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.

Im Vergleich zum Vorjahr waren es 1700 Jungen und Mädchen mehr (fünf Prozent), die vorübergehend in staatliche Fürsorge kamen. Mit einem Anteil von 43 Prozent war die Überforderung der Eltern der häufigste Grund. Stark zugenommen hat aber erneut auch die Zahl Minderjähriger, die ohne Eltern aus dem Ausland nach Deutschland kamen. Insgesamt kamen 4800 Kinder und Jugendliche ohne Begleitung über die Grenze, gut fünfmal mehr als 2007.

15.700 Kinder und Jugendliche (39 Prozent) kehrten nach der Inobhutnahme wieder zu den Sorgeberechtigten zurück. Für 12.800 (32 Prozent) schloss sich an die Inobhutnahme eine Hilfe zur Erziehung an, zum Beispiel die Betreuung in einer Pflegefamilie oder in einem Heim. In 5300 Fällen (13 Prozent) waren sogar stationäre Hilfen notwendig, beispielsweise in einem Krankenhaus oder der Psychiatrie.

Die Jugendämter nehmen Jungen und Mädchen in Obhut, wenn sie aufgrund von Gewalt, Sucht, Verwahrlosung oder Unterernährung in Gefahr sind. Dies kann auf eigenen Wunsch der Kinder und Jugendlichen geschehen oder aufgrund begründeter Hinweise von Polizei, Schule, Erziehern, Ärzten und Bekannten der Familie. Die Inobhutnahme ist normalerweise auf wenige Tage angelegt.

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dpa/sebi
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