Jugendgewalt in Frankfurt:Halfen die Frauen dem Opfer?

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Überraschende Wende im Fall des verletzten Streitschlichters in Frankfurt? Unklar ist, wer wen zuerst angriff. Zudem sollen die jungen Frauen das Opfer verarztet haben, der Mann selbst hatte 2,4 Promille.

Überraschende Wende im Fall des verletzten Streitschlichters in Frankfurt/Main? Einem Medienbericht zufolge könnte sich die Geschichte doch anders abgespielt haben als bislang bekannt. So will die Frankfurter Rundschau aus Ermittlerkreisen erfahren haben, dass mindestens zwei der drei jungen Frauen, die bislang alle als rabiate Gewalttäterinnen gegolten hatten, dem Opfer geholfen haben.

An der U-Bahn-Station Zeilweg in Frankfurter geriet das Mädchentrio mit dem 51-Jährigen aneinander. (Foto: Foto: dpa)

Nach dem Vorfall an der U-Bahn-Station Zeilweg am vergangenen Mittwochabend war erneut über Jugendgewalt und die Sicherheit im öffentlichen Verkehr diskutiert worden. Fest steht nun, dass das Opfer selbst an dem Abend ziemlich betrunken gewesen sein soll: In seinem Blut wurden 2,4 Promille Alkohol gemessen.

Das bestätigte Doris Möller-Scheu, Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft. Die jungen Frauen, die laut Polizei ebenfalls angetrunken waren, dürften dagegen "sicher keinen hohen Wert" gehabt haben. Ein Alkoholtest wurde bei ihnen jedoch nicht durchgeführt. Zudem soll der erste Körperkontakt von dem Opfer ausgegangen sein.

Bislang hatte es nur geheißen, der 51-Jährige habe einem anderen Mann beistehen wollen, der eine handgreifliche Auseinandersetzung zwischen den jungen Frauen schlichten wollte. Das Trio habe ihn daraufhin aus der U-Bahn gestoßen und gegen Kopf und Oberkörper des Mannes getreten.

Die 17 Jahre alte Hauptverdächtige, die keinen Wohnsitz hat und derzeit in U-Haft sitzt, soll dem Opfer auch zwei Bisswunden zugefügt haben. Nur gegen sie bestehe ein dringender Tatverdacht, sagte Scheu. Der 51-Jährige befindet sich nach wie vor im Krankenhaus.

"Ihr Missgeburten, ihr könnt alle nur zugucken"

Wie die Frankfurter Rundschau berichtet sind jedoch viele Details der Auseinandersetzung bislang nicht bekannt geworden: So seien die Frauen nicht bei der Fahndung aufgegriffen worden. Vielmehr hätte eine der drei gerade die Wunden des Opfers verarztet, als die Polizei eintraf. Die andere soll weinend am Boden gesessen haben. Bei der Befragung habe die junge Frau ausgesagt, dass sie den Mann geschlagen und ihre Freundinnen sie daraufhin zurechtgewiesen hätten - verbal und ebenfalls mit Schlägen.

Die Polizei will dazu keine Stellung nehmen, ein Sprecher sagte, die Ermittlungen lägen nun bei der Staatsanwaltschaft. Laut einer Zeugenaussage könnte es auch so gewesen sein, das die zwei anderen Frauen ihre Freundin, die ausgerastet war, nachdem der 51-Jährige sie angefasst hatte, zurückhalten wollten. "Ihr Missgeburten, ihr könnt alle nur zugucken", soll sie die umstehenden Gaffer angebrüllt haben.

Die drei Freundinnen, die den 51-Jährigen schwer verletzt hatten, stammen aus schwierigen Familienverhältnissen. "Aus der Schule geflogen, Ausbildung abgebrochen, Heimaufenthalt", sagte Scheu. "Das ganze Programm - wie Jungs." Das Trio, zwischen 17 und 19 Jahre alt, stand bereits im Februar in Frankfurt vor Gericht und wurde wegen Körperverletzung verurteilt.

Eine Gesamtbewertung des Falls will die Staatsanwaltschaft aber erst nach Ende der Ermittlungen abgeben.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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