Süddeutsche Zeitung

Der Fall Jörg Kachelmann:Unter Verdacht

Wende im Fall Kachelmann: Nach vier Monaten in Untersuchungshaft bleibt der TV-Wetterexperte bis zu Prozessbeginn frei. Von Verdächtigungen und Anschuldigungen - eine Chronologie der Causa Kachelmann in Bildern.

Wieder in Freiheit: Nach mehr als vier Monaten Untersuchungshaft verlässt der TV-Wetterexperte Jörg Kachelmann das Gefängnis. Das Oberlandesgericht Karlsruhe hat die "umgehende Freilassung" angeordnet - und den Haftbefehl gegen den 52-Jährigen aufgehoben.

Reinhard Georg Birkenstock (vorne rechts im Bild), der Anwalt des wegen Vergewaltigung angeklagten Wettermoderators, hatte von Beginn an die Unschuld seines berühmten Mandanten beteuert: "Er hat die ihm vorgeworfene Tat nicht begangen." Am Donnerstag nach der Entscheidung des OLG zeigte sich Birkenstock erleichtert: "Wir freuen uns alle jetzt." Und: "Die Unschuldsvermutung ist wieder auferstanden."

Die Vorgeschichte: Mehr als vier Monate saß Jörg Kachelmann in Mannheim hinter Schloss und Riegel. Der 52-Jährige, dem zur Last gelegt wird, seine ehemalige Lebensgefährtin zum Sex gezwungen zu haben, hat die Vorwürfe aus dem Gefängnis heraus bestritten.

Bei einem Haftprüfungstermin am 24. März 2010 entschied ein Richter jedoch: Kachelmann bleibt in Untersuchungshaft. Und es kam noch schlimmer für den Wetterunternehmer mit eigenem meteorologischem Institut: Am 19. Mai erhob die Mannheimer Staatsanwalt Anklage wegen Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall. Die Kriminalakte Kachelmann ...

... wurde am 20. März 2010 öffentlich: nach seiner Rückkehr aus Vancouver, wo er für die ARD das olympische Wetter kommentiert hatte, nahm die Bundespolizei Kachelmann am Frankfurter Flughafen fest.

Der Vorwurf: Der beliebte TV-Moderator soll eine langjährige Freundin Anfang Februar nach einem Beziehungsstreit gewaltsam zum Geschlechtsverkehr gezwungen zu haben. Kachelmanns Anwalt ...

... wies die Vergewaltigungsvorwürfe als "frei erfunden" zurück. Der TV-Wettermann kündigte gar an, seinerseits "wegen falscher Anschuldigung" Klage zu erheben. Die Kölner Anwälte Kachelmanns teilten auf ihrer Website mit: "Er hat die ihm vorgeworfene Tat nicht begangen."

Zwischenzeitlich nahm das mutmaßliche Opfer, eine 36-jährige Radio-Moderatorin, Teile ihre Aussage zurück. Bei ihrem Vorwurf, Kachelmann habe sie sexuell genötigt, bleibt die Frau aus dem baden-württembergischen Schwetzingen aber. Im Juni dann berichtete der Spiegel, ein Gutachten nähre Zweifel an der Aussage der Frau. Die Staatsanwaltschaft aber bleibt dabei: Es gebe keinen Anlass, den Fall neu zu bewerten.

Blick in die JVA Mannheim: Am 1. Juli kündigte das dortige Landgericht an, dass es den Haftbefehl nicht aufheben wolle. Kachelmann sei weiter dringend tatverdächtig.

Am 9. Juli eröffnete das Landgericht Mannheim das Hauptverfahren: Es lässt die Anklage der Staatsanwaltschaft in vollem Umfang zu. Der Prozess gegen den TV-Moderator beginnt am 6. September. Kachelmann drohen ...

... im Fall einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft.

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