Süddeutsche Zeitung

Jörg Kachelmann:Das Leben des Wettermanns

Kein Uni-Abschluss, aber ein erfolgreicher Autodidakt: Jörg Kachelmann stieg als Moderator zum Star des deutschen Fernsehens auf. Doch dann kam der 20. März 2010. Eine Chronologie.

Autodidakt und charismatischer Wettermoderator: Die Karriere von Jörg Kachelmann war ein stetiges Auf seit den neunziger Jahren. Doch seit zwei Monaten ist nichts mehr so, wie es einmal war. Und die Zukunft ist ungewiss.

1958: Jörg Kachelmann wird am 15. Juli 1958 in Lörrach geboren. Er wächst im schweizerischen Schaffhausen auf und beschäftigt sich nach eigenen Angaben von Jugend an mit der Meteorologie. Das Studium von Physik und Geographie bleibt ohne Abschluss.

1990: Gründung des Wetterdiensts Meteomedia mit Sitz in Gais südöstlich von St. Gallen und in Bochum. Inzwischen betreibt Meteomedia mit rund 100 Mitarbeitern Niederlassungen in Deutschland, der Schweiz, Kanada und den USA.

1994: Die Beiträge des Wetterexperten werden von der ARD zur besten Sendezeit kurz vor der Tagesschau ins Vorabendprogramm genommen.

1995: Das Schweizer Fernsehen trennt sich von ihm - wegen zu hoher Honorarforderungen.

1996: Der Wettermann wird Programmdirektor des Spezialkanals Wetter- und Reise-TV, der aber nach zwei Jahren aufgibt. Im gleichen Jahr moderiert er die Sendung Vorsicht Blöff.

1998: Stellvertretender Chefredakteur der Schweizer Illustrierten.

1999: Kachelmann wird als Moderator der MDR-Talkshow Riverboat bekannt. Den Job macht er bis 2004. Von 2007 bis 2009 taucht er dort noch einmal als Ko-Moderator auf. Seit 2000 hatte er im MDR eine eigene Talkshow, Kachelmanns Spätausgabe. Damit hatte er mehr Erfolg als in der ARD 1998 mit der Quizsendung Einer wird gewinnen, die Hans-Joachim Kulenkampff bekannt gemacht hatte. Nach drei Folgen war für Kachelmann Schluss.

2003: Der große Coup des Jörg Kachelmann. Seine Firma Meteomedia übernimmt die Sendung Das Wetter im Ersten vor der Tagesschau und nach den Tagesthemen. Die ARD hat dem staatlichen deutschen Wetterdienst gekündigt.

20. März 2010: Der Moderator wird nach seiner Rückkehr aus Kanada am Frankfurter Flughafen festgenommen und kommt in Untersuchungshaft. Er gehörte zum Team der ARD bei den Olympischen Spielen in Vancouver.

22. März: Kachelmanns Anwalt weist die Vergewaltigungsvorwürfe als "frei erfunden" zurück. Der Moderator kündigt an, "wegen falscher Anschuldigung" Klage zu erheben. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft besteht jedoch dringender Tatverdacht.

23. März: Kachelmann beteuert seine Unschuld: "Er hat die ihm vorgeworfene Tat nicht begangen", teilen seine Kölner Anwälte auf ihrer Website mit.

24. März: Bei einem Haftprüfungstermin in Mannheim bestreitet der TV-Wetterexperte die Vergewaltigung erneut. Der Haftrichter entscheidet jedoch, dass er vorerst in U-Haft bleiben muss. Kachelmann wird bei dem Termin fotografiert.

4./5. Mai: Kachelmanns Anwalt beantragt, den Haftbefehl aufzuheben. Eine Entscheidung darüber vertagt der Haftrichter jedoch. Zunächst müssten weitere Ermittlungsergebnisse vorliegen.

15. Mai: Die Ex-Freundin des Schweizers muss einen Teil ihrer Anschuldigungen laut Spiegel zurücknehmen. Den Vorwurf der Vergewaltigung hält sie aber aufrecht.

19. Mai: Die Mannheimer Staatsanwaltschaft erhebt Anklage in einem besonders schweren Fall.

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