Monströser Wintersturm:"Bomben-Sturm" verursacht Stromausfälle und Reisechaos in Nordamerika

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Eine Arktisfront bringt viel Schnee, Frost und Überschwemmungen in den USA und Kanada. Ausgerechnet zu den Feiertagen, wenn vermutlich mehr als 100 Millionen Amerikaner unterwegs sind. Präsident Biden warnt die Menschen eindringlich, die Lage ernst zu nehmen.

US-Präsident Joe Biden hat die Amerikaner mit Reiseplänen zu Weihnachten aufgefordert, "jetzt zu gehen". Denn ein monströser Wintersturm, US-Wetterexperten sprechen von einem bomb cyclone (auf Deutsch: "Bomben-Zyklone" oder "Bombogenese"), überzieht derzeit weite Teile Kanadas und der USA mit Schnee und eisigen Temperaturen.

In den Bundesstaaten Montana, South Dakota und Wyoming wurden vom National Weather Service, dem staatlichen Wetterdienst, bereits Werte um minus 45 Grad Celsius gemessen. Das Extremwetter macht die Autobahnen unpassierbar und lässt Fluggesellschaften Tausende von Flügen stornieren.

"Wenn Sie alle Reisepläne haben, fahren Sie jetzt los. Das ist kein Scherz", sagte Biden am Donnerstag im Weißen Haus, wo er von Beratern über das extreme Winterwetter informiert worden war. Reisende könnten so noch etwas Zeit gewinnen und dem Höhepunkt des Extremwetters zuvorkommen. "Ich sage meinen Mitarbeitern, wenn sie Pläne haben, sollten sie heute Abend oder morgen abreisen. Sie können mit mir am Telefon sprechen, es geht nicht um Leben und Tod. Das wird es aber sein, wenn sie nicht losfahren."

Nach Angaben der American Automobile Association (AAA) werden bis zum 2. Januar schätzungsweise knapp 113 Millionen Menschen mindestens 50 Meilen (etwa 80 Kilometer) weit reisen.

Mehr als 7000 Flüge sind bereits ausgefallen

Stromausfälle gab es in mehr als 25 Bundesstaaten, von Maine an der kanadischen Grenze bis Texas an der mexikanischen. Die Tennessee Valley Authority, die mehrere Bundesstaaten mit Strom versorgt, ordnete Stromausfälle an, um der großen Nachfrage Herr zu werden, da Millionen von Menschen angesichts der Kälte ihre Heizungen aufdrehen.

Tausende von Flügen fallen aus, wie die Website FlightAware berichtet. Auch die Bahngesellschaft Amtrak hat Zugfahrten im Mittleren Westen und im nördlichen Neuengland gestrichen.

Der Sturm bringt nicht nur jede Menge Schnee und eisige Temperaturen mit sich, sondern ist auch wegen seiner schieren Größe und seiner Windgeschwindigkeiten bemerkenswert. Schneesturm-, Frost- und Überschwemmungswarnungen und erstrecken sich über den mittleren und östlichen Teil der USA, den nördlichen Rand und den tiefen Süden sowie über Kanada.

Kansas City, USA: Feuerwehrleute bergen ein Auto, das in einen Fluss gestürzt ist. Das arktische Sturmtief hat in weiten Teilen des Landes ein Chaos ausgelöst. (Foto: Nick Wagner/dpa)

Es kommt zu heftigen Temperaturschwankungen: In New York City herrschten bei Sonnenaufgang 13 Grad Celsius. Für 22 Uhr (Ortszeit) wird eine Temperatur von etwa minus zwölf Grad Celsius vorhergesagt. Mehr als 200 Millionen Amerikaner - etwa 60 Prozent des Landes - wurden am Freitag nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes vor Extremwetter gewarnt. In der Region der Großen Seen an der kanadischen Grenze und in Teilen der nördlichen Bundesstaaten New York und Neuengland wird es zu heftigen Schneefällen kommen.

Die Kälte ist über die weiten Ebenen in den Mittleren Westen und im Süden bis nach Texas vorgedrungen und dürfte laut Marc Chenard, einem leitenden Meteorologen des Weather Prediction Center, landesweit fast 80 Rekorde - vor allem bei den niedrigen Tageshöchsttemperaturen - aufstellen. Mancherorts könnte der Windchill, die gefühlte Kälte des Windes, auf minus 65 Grad Celsius sinken, was für Menschen und Tiere tödlich sein kann.

Auch in Westkanada wird es extrem kalt

Nach Angaben von Environment and Climate Change Canada gilt auch für Westkanada eine Warnung vor extremer Kälte. Im ganzen Land wird vor Winterstürmen in Ontario, Quebec und den Seeprovinzen gewarnt. In Toronto, der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes, warnen die Meteorologen vor starkem Frost, starkem Wind und bis zu 15 Zentimetern Schnee bis Samstagmorgen.

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