Joachim Roncin und #JeSuisCharlie:Der Mann, dessen Bild um die Welt geht

13 Buchstaben auf schwarzem Grund: Das Bild zum Hashtag #JeSuisCharlie ist zum Symbol der Solidarität mit dem Satiremagazin "Charlie Hebdo" geworden, millionenfach auf Twitter und Facebook geteilt. Wir sprachen mit dem Mann, der das Bild entworfen hat.

Von Tobias Dorfer

Die Anschläge auf die französische Satirezeitung Charlie Hebdo beschäftigen auch das Netz. Mehr als zwei Millionen Tweets wurden seit Mittwoch alleine mit dem Solidaritäts-Hashtag #JeSuisCharlie verschickt, das Bild dazu - weiße Schrift auf schwarzem Untergrund - ist in unzähligen Profilen auf den Titelseiten großer Zeitungen zu sehen, tausendfach wird es in den sozialen Netzwerken geteilt. Den Hashtag hat Twitter-User Thierry Puget als Erster genutzt. Das Bild dazu hat jedoch Joachim Roncin erschaffen, ein Journalist aus Paris. SZ.de erreicht ihn am Mittwochabend auf dem Handy. Später will er noch bei der großen Solidaritäts-Veranstaltung auf der Pariser Place de la République teilnehmen. Roncin, 39, möchte angesichts der grausamen Tat selbst nicht im Mittelpunkt stehen. Deshalb will er auch nicht, dass in diesem Text ein Foto seines Gesichts zu sehen ist.

SZ: Monsieur Roncin, wie haben Sie von dem Anschlag auf die Satirezeitung Charlie Hebdo gehört?

Joachim Roncin: Ich bin Artdirector und Journalist für ein Magazin. Als der Anschlag stattfand, saßen wir im Konferenzraum und besprachen etwas. Plötzlich bekam ein Kollege einen Tweet auf das Handy. Wir waren geschockt. Haben Sie die Bilder gesehen?

Ja.

Schrecklich. Mit welcher Kälte die Terroristen auf Menschen geschossen haben.

Und dann haben Sie das Bild zu #JeSuisCharlie entworfen?

Ein Kollege fragte mich, ob ich dazu nicht etwas twittern wollte. Ich antwortete, dazu kann ich nichts sagen. Wir saßen vor dem Bildschirm und sahen immer mehr Tweets von Menschen, die genauso geschockt waren wie wir. Zwölf Menschen sind tot und ich fühlte mich, als hätte man auf mich geschossen. Der Anschlag ist ein Anschlag auf uns alle, auf die gesamte zivilisierte Welt. Wir alle sind Charlie Hebdo. Das wollte ich mit dem Bild ausdrücken. Es hat nur eine Minute gedauert, es zu entwerfen.

Sie twitterten das Bild. Innerhalb kürzester Zeit kannte es die ganze Welt.

Das ist verrückt. Die Bürgermeisterin von Paris hat es getwittert, die amerikanische Botschaft in Frankreich, das deutsche Außenministerium und die BBC. Ich habe Interviewanfragen von vielen französischen TV-Stationen bekommen, aber ich habe alle abgelehnt.

Warum?

Weil jeder so etwas hätte machen können.

Glauben Sie, dass das Bild #JeSuisCharlie ein Symbol sein kann für mehr Verständnis und Frieden?

Vielleicht. Freuen würde es mich natürlich schon.

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