Jermaine Jackson lobt Gambias Machthaber Jammeh:"Ein sehr, sehr echter Mensch"

Yahya Jammeh, Präsident von Gambia, behauptet schon einmal, seine Landsleute allein durch Handauflegen von Aids, Asthma und Diabetes zu heilen. Kostenlos und binnen fünf Minuten. Jermaine Jackson, Bruder des verstorbenen Pop-Sängers, hält dies nicht von irrlichternden Lobeshymnen ab.

Tim Neshitov

Wenn Jermaine Jackson, einer der Brüder des verstorbenen Michael Jackson, jemanden sehr sehr mag, dann benutzt er gerne das Wort "real", was man mit "echt" übersetzen könnte. "Echt" ist mehr als "cool" und mehr als "wunderbarer Mensch", es ist die höchste Stufe, die man in Jermaine Jacksons Kosmologie erreichen kann. Jackson nennt sich seit seiner Konversion zum Islam im Jahr 1989 Muhammed Abdul Aziz und legt großen Wert auf Menschen, deren Herz "rein" ist. Derzeit mag er einen afrikanischen Herrscher namens Yahya Jammeh.

Jermaine Jackson lobt Gambias Machthaber Jammeh: Eine Wahlhelferin mit dem Plakat von Präsident Yahya Jammeh. "Wir werden ihm nicht nur unsere Stimme geben, sondern wenn nötig auch unser Leben", ist auf dem Schild zu lesen.

Eine Wahlhelferin mit dem Plakat von Präsident Yahya Jammeh. "Wir werden ihm nicht nur unsere Stimme geben, sondern wenn nötig auch unser Leben", ist auf dem Schild zu lesen.

(Foto: AFP)

Jammeh ist der Diktator von Gambia, einem winzigen, armen Land in Westafrika. Auf einer Reise nach Gambia im vergangenen Jahr gelangte Jermaine Jackson zu der Überzeugung, die Vorfahren der Jacksons stammten wohl von dort. Nun will der Sänger "ein Teil Gambias werden, ein Teil dessen, was sie tun in ihrem Wachstum". Dafür will er das Land "viele viele viele Male" besuchen. Besonders angetan hat es ihm "seine Exzellenz" Yayha Jammeh. Der Präsident zeigte Jackson seinen Fischteich und nahm in auf ein Volksfest mit. Danach urteilte Jackson, Jammeh sei einer, der "mit Wahrheit und Logik spricht", ein "sehr sehr echter Mensch".

Wie Jermaine Jackson Teil des "gambischen Wachstums" sein will, außer, dass er ab und zu in das Land reist, hat er bisher niemandem verraten. Zumal Menschenrechtler bezweifeln, dass es so etwas wie ein gambisches Wachstum gibt. Seine Exzellenz trägt vor allem dadurch zum nationalen Fortkommen bei, dass der Präsident Krankheiten wie Aids, Asthma und Erektionsstörungen höchstpersönlich durch Handauflegen heilt. Allerdings kann er das nach eigenen Worten nur donnerstags, deswegen unterhält er eine Donnerstagsklinik, wo sich die Bevölkerung umsonst heilen lassen kann. UN-Mitarbeiter, die die präsidialen Therapiemethoden in Zweifel ziehen, werden des Landes verwiesen.

Vor einigen Tagen ließ sich Yahya Jammeh abermals im Amt bestätigen. Er herrscht in Gambia seit einem unblutigen Putsch im Jahr 1994. Nach dem Tod seiner Tante ließ er vor zwei Jahren mehr als tausend Bauern verprügeln, die die Tante verhext haben sollen. Schwulen und Lesben droht er, "die Köpfe abzuschneiden". Das Wirtschaftswachstum versucht der Präsident vor allem mit allgegenwärtigen Reklametafeln anzukurbeln, auf denen er für alles von Lebensmitteln bis zu Telefonanbietern wirbt. Mehr als die Hälfte der Gambier kann weder lesen noch schreiben, deswegen wurde bei der jüngsten Wahl wie immer anstatt mit Stimmzetteln mit kleinen Kugeln abgestimmt. Diese Kugeln konnten die Wähler in bunte Kanister werfen.

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