Jemen:Freiheit für 70.000 Euro

Die im Jemen verschleppte deutsche Familie hat ihre Entführung gut überstanden. Das Auswärtige Amt bestätigte die Freilassung der Deutschen.

Die drei im Jemen entführten Deutschen sind wieder frei. Wie das Außenministerium am Freitag mitteilte, befinden sie sich in sicherer Obhut der deutschen Botschaft in Sanaa und werden dort betreut.

Jemen, Reuters

Moschee in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa: Die Entführung von drei Deutschen ist beendet.

(Foto: Foto: Reuters)

Die Architektin Julia T. und ihre Eltern aus Kiel waren am vergangenen Sonntag bei einem Ausflug in der Region El Bajda 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Sanaa in die Gewalt von Stammeskriegern geraten. Am Freitagvormittag wurden sie nach Berichten aus dem Jemen nach der Vermittlung durch einen Würdenträger des Stammes der Bani Dhabian freigelassen.

Einer der Vermittler sagte laut Berichten von Nachrichtenagenturen aus dem Jemen, die Entführer hätten ihre Geiseln freigelassen, nachdem die Regierung in Sanaa auf ihre Forderungen eingegangen sei, einige Stammesmitglieder aus jemenitischen Gefängnissen zu entlassen.

Außerdem habe die jemenitische Regierung ein Lösegeld von 20 Millionen Rial (70000 Euro) gezahlt. Die Freigelassenen wurden zunächst in das Haus eines stellvertretenden Provinzgouverneurs gebracht. Von dort sollten sie im Laufe des Tages von Vertretern der Regierung nach Sanaa gebracht werden.

Die Familie hatte während ihrer Geiselhaft einiges durchzustehen. Der Anführer der Geiselnehmer sagte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag, seine Männer und er hätten die drei Deutschen einige Stunden vor ihrer Freilassung in ein neues Versteck in den Bergen gebracht, weil er eine Befreiungsaktion der Sicherheitskräfte befürchtet habe. In diesem zweiten Versteck hätten die Architektin und ihre Eltern "einige Probleme mit dem kalten Wetter" gehabt.

Die Kieler Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz (CDU) reagierte erleichtert auf die Freilassung. "Das ist das beste Weihnachtsgeschenk", sagte Volquartz am Freitag und sandte der aus Kiel stammenden Familie Grüße aus ihrer Heimatstadt. Sie hoffe, dass die Freigelassenen und ihre Angehörigen "die furchtbaren Ereignisse der vergangenen Tage auf bestmögliche Weise überwinden".

Julia T. lebt seit zehn Jahren im Jemen und arbeitet für die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GtZ), eine Entwicklungshilfe-Organisation. Ihre Eltern hatten die Tochter in dem Land im Süden der arabischen Halbinsel besucht.

Laut einer jemenitischen Website soll der Drahtzieher der Entführer, Abdu-Rabu Saleh al-Tam, die Freilassung seines Bruders und seines Sohnes aus jemenitischer Haft sowie eine Entschädigung von 200.000 Dollar für enteignetes Land gefordert haben. Neben der Zusage auf Entlassung seiner Angehörigen und das Lösegeld wurde ihm, wie der Internet-Bericht sagt, auch versprochen, dass er wegen der Entführung nicht belangt werde.

Nach Angaben aus Stammeskreisen verlangten die Entführer auch die Freilassung von zwei weiteren Jemeniten, die in den USA wegen Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida in Haft sind. Sie waren 2003 in Frankfurt am Main festgenommen worden.

In den vergangenen 15 Jahren wurden im Jemen mehr als 200 Ausländer entführt. Meist geht es dabei um Auseinandersetzungen zwischen Stammesvertretern und der Regierung. Ende 2005 waren auch der deutsche Ex-Diplomat Jürgen Chrobog und seine Familie für einige Tage verschleppt worden.

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