Jemen:Erstes Lebenszeichen eines entführten Deutschen

Videomaterial eines privaten jemenitischen Fernsehsenders zeigt einen Deutschen, der vor zwei Monaten in dem arabischen Land entführt wurde. Es ist das erste Lebenszeichen des Mannes, der an Krebs erkrankt sein soll.

Sein Gesundheitszustand hat sich offenbar verschlechtert: Ein etwa 60-jähriger Mann, der vor zwei Monaten in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa gekidnappt und verschleppt wurde, ist nun auf einem Video des privaten Fernsehsenders al-Jemen al-Jum zu sehen. Die kurze Filmsequenz zeigt den Mann an der Seite eines mit einer Kalaschnikow bewaffneten Geiselnehmers. Der abgemagert wirkende Mann soll an Lungenkrebs leiden und benötigt nach Angaben aus Stammeskreisen dringend eine Behandlung, die es im Jemen aber nicht gebe.

Der Deutsche, der auf den Bildern erstmals seit seiner Entführung zu sehen ist, trägt darauf ein weißes Gewand und eine Sonnenbrille. Das kurze Video wurde vor der Garage eines im Bau befindlichen Hauses aufgenommen.

Das Auswärtige Amt teilte am Dienstag lediglich mit, dass der Krisenstab weiter mit dem Fall befasst sei. Dem jemenitischen Fernsehsender zufolge handelt es sich bei dem Kidnapper um ein Stammesmitglied mit dem Namen Ali Haridschiwan, der zwei im Jemen inhaftierte Verwandte freipressen wolle.

Die Nachrichtenagentur AFP erfuhr von einem Bekannten von Haridschiwan, dass der Entführer außerdem ein Lösegeld in Höhe von umgerechnet 3,6 Millionen Euro verlangt habe. Der Geiselnehmer droht demnach damit, den Deutschen an das Terrornetzwerk al-Qaida zu verkaufen. Die Islamisten hätten einen Preis von bis zu 14 Millionen Dollar geboten.

Ausländer häufig Opfer von Entführungen im Jemen

Im Jemen wurden in den vergangenen Jahren Hunderte Menschen entführt, darunter auch mehrere Deutsche. Zuletzt wurde im Oktober ein Leibwächter der deutschen Botschafterin getötet, als er sich gegen einen Entführungsversuch zur Wehr setzte. Bei einem Anschlag auf das jemenitische Verteidigungsministerium im Dezember in Sanaa wurden 52 Menschen getötet, unter ihnen zwei deutsche Mitarbeiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Meistens stecken Stämme hinter den Entführungen, die von der Regierung Zugeständnisse erpressen wollen. Allerdings bekannte sich auch al-Qaida in jüngster Zeit zum Kidnapping von Ausländern.

Im August hatten Deutschland und andere westliche Staaten wie Großbritannien, Frankreich und die USA ihre Botschaften in Sanaa vorübergehend geschlossen. Hintergrund waren Warnungen des US-Geheimdienstes vor geplanten Al-Qaida-Anschlägen.

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