Jemen:Deutsche Geiseln offenbar in Freiheit

Die im Jemen verschleppten Deutschen sind offenbar wieder frei. Die Meldungen wurden allerdings bis zum Nachmittag vom Auswärtigen Amt in Berlin nicht bestätigt.

Die drei im Jemen entführten Deutschen sind offenbar wieder frei. Die Architektin Julia T. und ihre Eltern aus Kiel waren am vergangenen Sonntag bei einem Ausflug in der Region El Bajda 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Sanaa in die Gewalt von Stammeskriegern geraten. Am Freitagvormittag wurden sie nach Berichten aus dem Jemen auf Vermittlung eines Würdenträgers des Stammes der Bani Dhabian freigelassen. Die Meldungen wurden allerdings bis zum Nachmittag vom Auswärtigen Amt in Berlin nicht bestätigt.

Sanaa; Reuters

Moschee in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa: Die Entführung von drei Deutschen ist offenbar beendet.

(Foto: Foto: Reuters)

Einer der Vermittler erklärte laut Berichten von Nachrichtenagenturen aus dem Jemen, die Entführer hätten ihre Geiseln freigelassen, nachdem die Regierung in Sanaa auf ihre Forderungen eingegangen sei, einige Stammesmitglieder aus jemenitischen Gefängnissen zu entlassen. Außerdem habe die jemenitische Regierung ein Lösegeld von 20 Millionen Rial (70.000 Euro) gezahlt.

Die Freigelassenen wurden zunächst in das Haus eines stellvertretenden Provinzgouverneurs gebracht. Von dort sollten sie im Laufe des Tages von Vertretern der Regierung nach Sanaa gebracht werden.

Die Familie hatte während ihrer Geiselhaft einiges durchzustehen. Der Anführer der Geiselnehmer sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa, am Freitag, er und seine Männer hätten die drei Deutschen einige Stunden vor ihrer Freilassung in ein neues Versteck in den Bergen gebracht, weil er eine Befreiungsaktion der Sicherheitskräfte befürchtet habe. In diesem zweiten Versteck hätten die Architektin und ihre Eltern "einige Probleme mit dem kalten Wetter" gehabt.

Die Kieler Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz (CDU) reagierte mit großer Erleichterung auf die Freilassung der Geiseln. "Das ist das beste Weihnachtsgeschenk", sagte Volquartz am Freitag und sandte der aus Kiel stammenden Familie Grüße aus ihrer Heimatstadt. Sie hoffe, dass die Freigelassenen und ihre Angehörigen "die furchtbaren Ereignisse der vergangenen Tage auf bestmögliche Weise überwinden" würden.

Julia T. lebt seit zehn Jahren im Jemen und arbeitet für die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GtZ), eine Entwicklungshilfe-Organisation. Ihre Eltern hatten die Tochter in dem Land im Süden der arabischen Halbinsel besucht.

Laut der jemenitischen Website Marebnews soll der Drahtzieher der Entführer, Abdu-Rabu Saleh al-Tam, die Freilassung seines Bruders und seines Sohnes aus jemenitischer Haft sowie eine Entschädigung von 200.000 Dollar für enteignetes Land gefordert haben. Neben der Zusage auf Entlassung seiner Angehörigen und dem Lösegeld wurde ihm laut dem Internet-Bericht auch versprochen, dass er wegen der Entführung nicht belangt werde.

Nach Angaben aus Stammeskreisen verlangten die Entführer auch die Freilassung von zwei Jemeniten, die in den USA wegen Verbindungen zum Terrornetzwerk al Qaida in Haft sind. Sie waren 2003 in Frankfurt festgenommen worden. In den vergangenen 15 Jahren wurden im Jemen mehr als 200 Ausländer entführt. Meist geht es dabei um Auseinandersetzungen zwischen Stammesvertretern und der Regierung. Ende 2005 waren auch der deutsche Ex-Diplomat Jürgen Chrobog und seine Familie für einige Tage verschleppt worden.

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