Süddeutsche Zeitung

Zivilprozess in den USA:Amerikanische Jungferninseln verklagen verstorbenen Jeffrey Epstein

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Staatsanwälte der Amerikanischen Jungferninseln beschuldigen Jeffrey Epstein, zwei private Inseln des US-Außengebiets für den Menschenhandel und die sexuelle Ausbeutung von jungen Mädchen genutzt zu haben. Seine Opfer sollen teilweise erst elf Jahre alt gewesen sein. Epstein habe die Insel Little Saint James im Jahre 1998 erworben, später kaufte er auch noch die Nachbarinsel Great Saint James, um seine Aktivitäten auf Little Saint James vor neugierigen Blicken zu verbergen, so die Anklage. Zuerst über die Anklage berichtet hatte die New York Times.

Auf den Inseln soll Epstein fast zwei Jahrzehnte lang Minderjährige zur Prostitution gezwungen, gefangen gehalten oder vergewaltigt haben. Der Anklage zufolge habe Epstein einmal eine Suchaktion nach einer 15-Jährigen veranstaltet, die versucht hatte, schwimmend von Little Saint James zu fliehen. Epstein habe dem Opfer danach den Pass abgenommen.

Vielen Mädchen wurde demnach vorgemacht, sie könnten als Models erfolgreich werden. Es habe eine Liste von minderjährigen Mädchen auf den oder in der Nähe der Jungferninseln gegeben, heißt es in der Klage.

Epsteins Verurteilung und Haft als Sexualstraftäter in Florida 2008 sollen kaum Auswirkungen auf seine Aktivitäten gehabt haben. "Einen verurteilten Sexualstraftäter zu überwachen, der Privatinseln besitzt und das Geld hat, um Opfer mit Hubschraubern und Privatjets einzufliegen, stellt eine besondere Herausforderung dar", heißt es in der Anklage. Bis 2018, also wenige Monate vor seinem Tod, soll er hier Mädchen missbraucht haben.

Die Amerikanischen Jungferninseln sehen sich als Geschädigte

Die Generalstaatsanwältin Denise George sieht wegen Epsteins Aktivitäten den Ruf der Amerikanischen Jungferninseln beschädigt. "Heute treten die Jungferninseln für ihre eigene Gerechtigkeit ein", sagte sie demnach bei der Klageeinreichung am Mittwoch. Epsteins Unternehmungen hätten dazu geführt, dass das US-Außengebiet als Rückzugsgebiet für Menschenhandel und Sexualverbrechen wahrgenommen würde.

Mit der Zivilklage gegen den verstorbenen Epstein fordern die Amerikanischen Jungferninseln deshalb dessen Besitztümer als Wiedergutmachung, neben den zwei Inseln selbst geht es offenbar um Immobilien und andere Güter im Wert von mehr als 500 Millionen Dollar.

Epstein hatte sich vor fünf Monaten in einer Gefängniszelle in New York das Leben genommen. Der Anwalt, der Epsteins Nachlass verwaltet, hat sich bislang noch nicht zu den Anschuldigungen geäußert. Der New York Times zufolge will Staatsanwältin George mit der Klage auch verhindern, dass Epsteins Nachlassverwalter dessen Besitz in einen Opferfonds verwandeln. Der Anklage zufolge müssten Opfer Stillschweigen über ihre Vorwürfe gegen Epstein wahren, um aus dem Fonds Geld zu bekommen. Epsteins Nachlassverwalter bestreitet das.

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