SZ-Kolumne "Bester Dinge":Modell 1880er-Jahre

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(Foto: Screenshot: Instagram/@denimdoctors)

In New Mexico ersteigern zwei Männer für 87 400 Dollar eine Jeans, die erstaunlich modern anmutet - zumindest optisch.

Von Veronika Wulf

Es gehört zum Wesen der Mode, dass man sich alle fünf bis zehn Jahre denkt: Hätte ich doch nur die alten Jeans behalten, jetzt wären sie wieder in. Doch selbst wer 2010 noch in seine Röhrenjeans aus den 1980er-Jahren gepasst hätte, hat sie in der Zwischenzeit vermutlich längst ausrangiert. Außerdem denkt sich die Modeindustrie natürlich stets kleine Abwandlungen aus, um auch an so etwas Langlebigem wie der einstigen Arbeiterhose Geld zu verdienen. Dass es sich dennoch lohnen kann, die alten Buxen aufzuheben, zeigt ein Blick nach New Mexico.

Am Rande des Dörfchens Aztec haben sich Kyle Haupert und Zip Stevenson eine Jeans für 87 400 US-Dollar gekauft, wie das Wallstreet Journal berichtete. Ein völlig angemessener Preis, wenn man bedenkt, dass so manche Designer-Jeans mit ähnlich vielen Löchern auch schon um die 7000 Euro kostet, aber keine zwei Weltkriege überlebt hat. Die Levi's, welche die Vintage-Jeans-Händler Haupert und Stevenson ersteigerten, stammt nämlich aus den 1880er-Jahren und wurde vor einigen Jahren in einem verlassenen Minenschacht gefunden. Diese Jeans hält sogar ein Werbeversprechen, das ihr Hersteller erst 100 Jahre später geben wird: Quality never goes out of style.

Tatsächlich könnte das Modell mit den Flecken und Löchern heute wohl als "Loose fit straight leg destroyed stonewashed distressed ripped paint splattered Jeans" verkauft werden. Nur dass sie für ihren Used-Look nicht gebleicht, gelasert, mit Steinen gewaschen, mit Sand bestrahlt, mit Schleifpapier zerschlissen und mit Klingen zerschnitten wurde. Sondern natürlich gereift ist.

Nur der innen auf die Hosentasche gedruckte Slogan ist mehr als schlecht gealtert: The only kind made by white labor. Der Hinweis, dass das Produkt von Weißen hergestellt wurde, ist angelehnt an ein Gesetz von 1882, das chinesischen Arbeitern die Einreise in die USA verwehrte. Mit Rassismus werden heute keine Jeans mehr beworben, zum Glück.

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