Jaycee Lee Dugard in Freiheit:Die Erniedrigung danach

18 Jahre lang hat er sie gefangen gehalten. Er hat mit ihr zwei Kinder gezeugt. Der Kidnapper aus Kalifornien plädiert jetzt vor Gericht auf "nicht schuldig".

Es ist eine absurde Szene: Nach dem Notruf einer Nachbarin im Jahr 2006 spricht der vorbestrafte Sexualverbrecher Phillip Garrido im Vorgarten seines Hauses mit einem Polizisten. Dem Beamten fällt nichts Verdächtiges auf - obwohl wenige Meter entfernt, im Garten hinter dem Haus, die entführte Jaycee Lee Dugard schon jahrelang mit ihren beiden Kindern in Zelten und unter Planen versteckt gehalten wird.

Jaycee Lee Dugard in Freiheit: Philipp Garrido muss sich vor Gericht wegen Entführung, Vergewaltigung und Freiheitsberaubung verantworten.

Philipp Garrido muss sich vor Gericht wegen Entführung, Vergewaltigung und Freiheitsberaubung verantworten.

(Foto: Foto: dpa)

Im Entführungsfall Jaycee kommen immer mehr Details über Ermittlungspannen der kalifornischen Polizei ans Licht. Außerdem wird gegen den 58-jährigen Phillip Garrido jetzt auch im Zusammenhang mit ungeklärten Morden an Prostituierten in den neunziger Jahren ermittelt. Dutzende Polizisten durchkämmten am Wochenende in dem kalifornischen Ort Antioch Haus und Grundstück des Mannes. Frühestens am Montag wollen die Ermittler weitere Einzelheiten bekanntgeben.

Am Freitag wurde gegen Garrido und seine Ehefrau Nancy Anklage erhoben. Sie müssen sich unter anderem wegen Entführung, Vergewaltigung und Freiheitsberaubung verantworten. Insgesamt liegen mehr als zwei Dutzend Anklagepunkte vor, doch die Kidnapper plädierten auf "nicht schuldig". Im Falle einer Verurteilung droht ihnen lebenslange Haft. Die Polizei räumte gleichzeitig schwere Fehler ein.

Vorbestrafter Sexualstraftäter

Die Behörden in Antioch nahe San Francisco hätten die Eheleute, die 1991 das elfjährige Mädchen Jaycee verschleppt, es 18 Jahre lang gefangen gehalten und sexuell missbraucht haben sollen, schon früher entdecken können. Obwohl Bewährungshelfer den vorbestraften Sexualstraftäter mehrmals zu Hause kontrollierten, wurden sie nicht auf das Versteck im Hinterhof des Anwesens aufmerksam.

2006 hatte eine misstrauische Nachbarin den Notruf gewählt. Sie beschrieb Garrido als "Psycho" und berichtete von Kindern, die in Zelten lebten. Diesem Tipp hätte man mit mehr Nachdruck nachgehen sollen, sagte Sheriff Warren Rupf. Ein Beamter habe damals zwar mit Garrido in dessen Vorgarten gesprochen, aber nicht das Haus durchsucht. Der Ermittler wusste angeblich nicht, dass der Hausbesitzer bereits ein Vorstrafenregister als Sexualverbrecher hat.

In einem Gartenversteck hinter dem Haus des Ehepaares wurde die jetzt 29 Jahre alte Jaycee Lee Dugard fast zwei Jahrzehnte gefangen gehalten. Garrido zeugte mit ihr zwei Kinder. Die Töchter der Entführten sind 11 und 15 Jahre alt. Jaycees Mutter, Terry Probyn, hatte ihre Tochter am Donnerstag erstmals wieder getroffen.

Das Wiedersehen brachte aber auch widersprüchliche Gefühle zum Vorschein, räumte Stiefvater Carl Probyn am Freitag ein. "Sie (Jaycee) fühlt sich schuldig, dass sie mit diesem Mann eine so enge Bindung eingegangen ist. Er hatte sie 18 Jahre, wir hatten sie nur 11 Jahre", sagte er der New York Times. Seit ihrem Auftauchen am Mittwoch hat sich Dugard noch nicht öffentlich gezeigt. Sie halte sich mit ihrer Mutter und ihren Kindern in einem Hotel in Nordkalifornien auf, berichteten US-Medien.

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