Japan:Minister will Vor- und Nachnamen umdrehen

Lesezeit: 1 min

Japans Außenminister Taro Kono (links) möchte bald wie sein chinesischer Kollege Wang Yi in alter Tradition mit seinem Nachnamen begrüßt werden. (Foto: Mark Schiefelbein/AFP)
  • Japanische Namen werden seit Ende des 19. Jahrhunderts in Fremdsprachen in westlicher Form geschrieben: Vorname Nachname.
  • Wenn es nach Japans Außenminister Taro Kono geht, soll sich das jetzt ändern.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Japan ist anders, so lautete damals zumindest die Behauptung. Ende des 19. Jahrhunderts wollte das Land anders sein als seine asiatischen Nachbarn, westlich. Die Japaner seien eigentlich keine Asiaten, sondern die Weißen Asiens, behaupteten die radikalen Nationalisten damals. Sie begannen, westliche Kleider zu tragen, europäische Musik zu hören und die westliche Literatur zu imitieren. Japanische Namen werden seither in Fremdsprachen in westlicher Form geschrieben. Vorname Nachname.

Der japanische Premier heißt deshalb in britischen oder deutschen Medien Shinzo Abe, nicht Abe Shinzo wie auf Japanisch. Wenn es nach Japans Außenminister Taro Kono - oder Kono Taro - geht, soll sich das jetzt ändern. Zum G-20-Gipfel in Osaka, der Ende Juni stattfindet, wolle er die Weltpresse auffordern, die Namen von Japanern künftig nach der japanischen Ordnung zu schreiben: Abe Shinzo und Kono Taro.

Taro Kono spricht fließend Englisch, er studierte an der Georgetown University in Washington und arbeitete für US-Politiker. Er war nie ein Linker, aber er ist bis heute stolz auf seinen internationalen Hintergrund. Jetzt hat er das Anliegen der Nationalisten, die Namen in "japanischer Reihenfolge" zu schreiben, zu seinem eigenen gemacht.

Einer Umfrage zufolge wäre etwa ein Drittel der Japaner dafür

In der westlichen Berichterstattung über Korea und China ist die Folge Nachname, Vorname wie in den dortigen Sprachen üblich. Jenseits der Konvention (die bisher von Japan erwünscht war) gäbe es wenig Grund, das nicht auch in Berichten über Japan zu befolgen.

Einer Umfrage zufolge wäre etwa ein Drittel der Japaner dafür, ein Drittel lehnt es ab. Japans international tätige Unternehmen dürften jedoch dagegen sein. Kono scheint seinen Vorstoß auch nicht mit der übrigen Regierung abgestimmt zu haben. Der Kabinettssekretär - nach dem Premier der Mächtigste in Japans Regierung - etwa zeigte sich eher überrascht. Das könnte problematisch werden, "man müsste viele Faktoren berücksichtigen, auch die Konvention", sagte Yoshihide Suga. Bezeihungsweise: Suga Yoshihide.

© Süddeutsche.de/fzg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fotograf Yota Yoshida
:Pause auf japanisch

Liegt in der Ruhe die Kraft? Der Fotograf Yota Yoshida sucht im japanischen Alltag Antworten auf die großen Fragen des Lebens - mit Blick für kuriose Szenen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: