Japan:Mit Netzen gegen Terror-Drohnen

  • Die Polizei von Tokio will verdächtige Drohnen künftig selbst mit Drohnen abfangen.
  • Hintergrund ist ein Vorfall, bei dem eine Drohne radioaktives Material auf den Amtssitz des Premiers flog.

Von Jakob Schulz

Das Szenario klingt so realistisch wie furchteinflößend: Ein Angreifer nutzt eine ferngesteuerte Drohne, um einen Sprengsatz fast unbemerkt auf ein Ziel zu lenken. Er selbst steuert das Fluggerät aus sicherer Distanz und bleibt dabei unsichtbar. Um gegen solche Angriffe gerüstet zu sein, setzt die Polizei von Japans Hauptstadt Tokio nun selbst auf Drohnen.

Ein Video der Behörden zeigt eine Übung mit dem neuen Gerät. Eine tellergroße weiße Drohne fliegt über einen Parkplatz. Binnen weniger Sekunden steigt die sechsmotorige Polizeidrohne auf. Unter sich trägt das Gerät ein Netz, es ist so groß wie zwei breite Matratzen. Schon nach wenigen Augenblicken hat die Drohne den kleineren Angreifer wie mit einem Schmetterlingsnetz eingefangen und bringt ihn zu den Polizisten.

Die neue Polizeieinheit soll wichtige Gebäude schützen

Hintergrund der neuen Technik dürfte ein Zwischenfall am Amtssitz des japanischen Premiers im April dieses Jahres sein. Ein Mann hatte unbemerkt radioaktives Material per Drohne auf das Dach der Residenz geflogen. Es wurde erst zwei Wochen später gefunden. Der Pilot, ein Umwelt-Aktivist, stellte sich später den Behörden und gab an, dass er damit gegen Atomkraft demonstrieren wollte. In Deutschland hatte ein ähnlicher Fall 2013 für Aufsehen gesorgt. Im Bundestagswahlkampf landete eine Drohne wenige Meter vor Angela Merkel, als die Kanzlerin in Dresden auftrat.

Solche Vorfälle will die Polizei von Tokio künftig mit zunächst einer Drohne verhindern. "Terroranschläge mit drohnengesteuerten Bomben sind möglich", sagte ein Beamter der Nachrichtenwebsite Asahi Shimbun. Wenn die Behörden ein verdächtiges Flugobjekt erkennen, soll der Pilot am Boden per Lautsprecherdurchsage gewarnt werden. Erst dann will die Polizei ihre Abfangdrohne starten, um das unbekannte Flugobjekt einzufangen.

Die neue Polizeieinheit soll bedeutende Regierungsgebäude wie den Amtssitz von Premier Shinzo Abe bewachen. Seit dieser Woche gelten in Japan deutlich strengere Regeln, was das Steuern von Drohnen betrifft. Die Regierung hatte zuletzt das japanische Luftfahrtrecht in diesem Sinne verschärft.

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