Süddeutsche Zeitung

Japan:Tote nach Messerattacke auf Schulkinder

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Bei einer Messerattacke in Japan sind mindestens zwei Menschen getötet worden. Mehr als 15 Menschen, die meisten davon Schülerinnen, wurden verletzt, einige davon schwer. Unter den Todesopfern seien eine Elfjährige und ein 39 Jahre alter Mann, berichten lokale Medien. Er soll der Vater eines der Kinder gewesen sein. Der mutmaßliche Täter, ein Mann um die 50, hatte sich nach der Tat selbst in den Hals gestochen und starb später im Krankenhaus.

Der Mann hatte am Dienstagmorgen (Ortszeit) an einer Bushaltestelle der Tokioter Nachbarstadt Kawasaki mit zwei Messern auf Kinder eingestochen, die dort auf ihren Schulbus warteten. Augenzeugenberichten zufolge soll der Mann dabei geschrien haben: "Ich werde Euch töten". Krankenwagen eilten zum Tatort, den die Polizei absperrte. Berichten zufolge sind die Kinder Schüler der Caritas Grundschule, einer privaten katholischen Einrichtung in der Stadt Kawasaki. Die Schule hat dies noch nicht bestätigt. Warum der Mann die Menschen attackierte, ist noch unklar. Die Polizei fand am Tatort in einem Rucksack zwei weitere Messer.

Ministerpräsident Shinzo Abe wies das Erziehungsministerium an, dafür zu sorgen, dass Kinder in Japan sicher zur Schule gehen können. Er empfinde "tiefe Wut" darüber, dass kleine Kinder zu Opfern wurden, sagte Abe dem japanischen Fernsehsender NHK zufolge. US-Präsident Donald Trump, der am Dienstag seinen Staatsbesuch in Japan beendete, drückte den Opfern der Attacke sein Beileid aus: "Alle Amerikaner stehen den Menschen in Japan zur Seite und trauern um die Opfer und mit deren Familien." Das Blutbad schockiert ganz Japan. Zumal das Land eine sehr geringe Kriminalitätsrate aufweist. Die Schusswaffengesetze sind streng.

In den vergangenen Jahren haben die Übergriffe mit Messern in Japan zugenommen. Bei dem bislang blutigsten Amoklauf des Landes seit Jahrzehnten hatte ein junger Mann vor drei Jahren in einem Behindertenheim 19 Menschen erstochen. 2008 hatte ein Mann in Tokio sieben Menschen getötet. Der Japaner war zur Mittagszeit in einem auch bei Touristen beliebten Viertel mit einem Lastwagen in die Menge gerast und hatte wahllos auf Passanten eingestochen. Zehn Menschen wurden verletzt. Der Mann wurde später zum Tode verurteilt. Das Blutbad in Tokio ereignete sich am gleichen Datum wie 2001, als ein Amokläufer in einer Grundschule in der Stadt Ikeda wahllos acht Kinder mit einem Küchenmesser erstach.

Als Folge dieses Verbrechens wurden die Sicherheitsmaßnahmen an Schulen verstärkt. Viele schließen mit Unterrichtsbeginn die Schultore ab und nutzen Sicherheitskameras. Freiwillige sowie Vertreter von Elternorganisationen bewachen mancherorts Schulwege der Kinder. Japans Erziehungsminister Masahiko Shibayama erklärte nach der Messerattacke, weitere Maßnahmen seien nötig. So müssten Schulwege gesichert und Informationen über verdächtige Personen ausgetauscht werden.

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