Yoshie Nishikawa lernte den Kaiser kennen, als er noch ein Gott war. Sie war damals ein Kind, das wie alle japanischen Kinder glaubte, was die Erwachsenen sagten. Der Zweite Weltkrieg tobte, die Schulen in Tokio waren meistens geschlossen. Nur an Feiertagen gab es eine Zeremonie in der Aula. Der Vorhang an der Frontseite wurde zur Seite gezogen, dort hingen Porträts Seiner Majestät des Kaisers Hirohito und dessen Frau, der Kaiserin Kōjun. Die Kinder durften nicht aufschauen, weil man blind werde, wenn man das Bild das Kaisers sehe. Kein gewöhnlicher Blick sollte Hirohito treffen, den Regenten der Ära Shōwa, den direkten Nachfahren der Sonnengöttin Amaterasu. "Ich dachte, so muss das sein", sagt Yoshie Nishikawa.
Japan:Mensch, Tennō
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Am Dienstag wird Japans 126. Kaiser gekrönt. Naruhito gilt als eigenwillig und volksnah. Was bedeutet den Menschen ihr Kaiser?
Von Thomas Hahn, Tokio
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