Japan:Gruß aus Fukushima

Auf dem Amtssitz von Premier Abe in Tokio ist eine Drohne mit radioaktiv verseuchtem Wasser gelandet.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Es sollte nur eine kurze Besichtigung werden. Tokioter Polizisten wollten am Mittwochmorgen neuen Kollegen den Amtssitz von Premier Shinzo Abe zeigen. Doch ein Abstecher zum Helikopterlandeplatz auf dem Dach brachte eine rätselhafte Überraschung: Auf dem Helipad lag eine Drohne - mit einem Warnzeichen für Radioaktivität. Der etwa 50 Zentimeter große Quadrocopter mit vier Rotoren (Typ: Phantom) war nicht nur mit einer Kamera bestückt, er trug auch ein Fläschchen mit leicht radioaktiv verseuchtem Wasser. Das enthaltene Cäsium-Isotop stammt offenbar von der Atomkatastrophe in Fukushima. Eine Drohne vom gleichen Typ war im Januar auch auf dem Gelände des Weißen Hauses in Washington abgestürzt.

Kabinettssekretär Yoshihide Suga nannte den Fund einen "Weckruf": Japan müsse sich mit Blick auf die Olympischen Spiele 2020 besser gegen Terrorismus schützen. Die Tokioter Polizei hat Ermittlungen eingeleitet, Hinweise auf die Täter hat sie derzeit nicht. Diese dürften sich ohnehin nicht strafbar gemacht haben: In Japan gibt es keine Gesetze zu Drohnen. Modellflugzeuge dürfen frei fliegen, solange sie nicht höher als 250 Meter steigen oder Flughäfen zu nahe kommen. Japanische Medien vermuten hinter dem Drohnen-Angriff einen Streich von Kernkraft-Gegnern. Zur Zeit sind alle japanischen Atomkraftwerke abgeschaltet, aber Abe versucht mit allen Mitteln, ihre Wiederinbetriebnahme durchzusetzen.

© SZ vom 24.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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