Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Gejubelt und verjubelt

Eine japanische Kommune überweist einem 24-Jährigen aus Versehen sehr viel Geld - und beschert ihm ein George-Best-Erlebnis.

Von Moritz Geier

Es ist davon auszugehen, dass der Japaner, um den es hier geht, eine gute Zeit hatte zwischen dem 8. und dem 21. April dieses Jahres. Kurz davor waren auf seinem Konto gänzlich unerwartet 46,3 Millionen Yen eingegangen, umgerechnet etwa 341 000 Euro. Und am 21. April war das ganze Geld schon wieder weg.

Verschwendung ist natürlich nicht gleich Verschwendung, dazu hat der Lebensphilosoph und Ex-Fußballer George Best alles gesagt mit seinem legendären Satz, wonach er viel Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben habe - und den Rest einfach verprasst. Was jener Japaner mit seinem plötzlich prall gefüllten Konto machte, das hätte George Best vermutlich so beschrieben: Er hat viel Geld fürs Glücksspiel ausgegeben. Den Rest hat er einfach verzockt.

Dass einige Menschen in Japan seine Geldverjubelei als "moralisch fragwürdig" einstufen, kann eigentlich nur daran liegen, dass der 24-Jährige die Summe nicht sinnvoller investiert hat, im besten oder auch im Best'schen Sinne. Oder kann man etwa erwarten, dass er sich bei der Kommune über deren eigenen Fehler beschwert, darüber, viel zu viel bekommen zu haben aus dem Corona-Unterstützungsfonds, nämlich das 463-Fache der vorgesehenen 736 Euro? Als ob so ein Pandemiegeld je zu hoch sein könnte.

Das Städtchen Abu will den alleinlebenden Mann laut Guardian trotzdem verklagen, auch wenn die Erfolgschancen nicht allzu groß sind. Schließlich hat er nur Geld abgehoben, das auf seinem Konto lag. Und kompensieren kann er nichts, er soll über keinerlei Besitz verfügen. Von der Erinnerung an zwei verschwenderische Wochen mal abgesehen.

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