Japan: Atomunglück in Fukushima:Mit Pumpen gegen die Katastrophe

Arbeiter in der Atomanlage Fukushima haben begonnen, radioaktiv verseuchtes Wasser aus Reaktor 2 abzupumpen. Das Wasser soll aufbereitet und später zur Kühlung verwendet werden. Die Gefahr einer kompletten Kernschmelze hält die Regierung für weitgehend gebannt.

Die Arbeiter in der Atomruine von Fukushima haben mit dem Abpumpen hochgradig verseuchten Wassers aus Reaktor 2 begonnen. Japanischen Medienberichten zufolge wird das Wasser in eine Aufbereitungsanlage eingeleitet, in die etwa 30.000 Tonnen Wasser passen. Dem Wasser sollen Salz und radioaktive Substanzen entzogen werden - dann könne es wieder zur Kühlung des Reaktors eingesetzt werden.

Japan: Atomunglück in Fukushima: Aus Reaktor 2 - hier eine Roboter-Aufnahme aus dem Inneren der Anlage - sollen 25.000 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser abgepumpt werden.

Aus Reaktor 2 - hier eine Roboter-Aufnahme aus dem Inneren der Anlage - sollen 25.000 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser abgepumpt werden.

(Foto: AP)

Die Aktion ist riskant: Experten vermuten im Containment um Reaktor 2 ein Leck, da das Wasser, mit dem der Block zuvor zur Kühlung besprüht wurde, hochgradig radioaktiv ist. Das Reaktorgebäude an sich ist jedoch nur leicht beschädigt.

Nach Schätzung des Betreiberkonzerns Tepco befinden sich im Reaktor 2 etwa 25.000 Tonnen verseuchten Wassers. Die Schläuche zur Auffang-Anlage verlaufen nach Angaben des Unternehmens an den Turbinengehäusen der Reaktoren 3 und 4 entlang. Pro Tag können so etwa 480 Tonnen abgepumpt werden.

Etwa 42.500 Tonnen relativ gering verstrahlten Wassers befinden sich außerdem in den Reaktoren 1 und 3. Die Flüssigkeit soll, sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind, in Behelfstanks sowie einen auf dem Meer schwimmenden Riesentank gepumpt werden, in den rund 10.000 Tonnen Wasser passen. Die radioaktiv verseuchten Wassermassen müssen aus den Reaktoren entfernt werden, weil sie die Arbeiten zur Kühlung des Kernkraftwerks behindern.

Sollten die Arbeiten erfolgreich verlaufen, hält die japanische Regierung die Gefahr einer vollständigen Kernschmelze in Fukushima für weitgehend gebannt. "Wenn wir die Kühlung aufrechterhalten, ist so etwas unwahrscheinlich", sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Die andauernde Kühlung der Reaktoren mit Millionen Litern Wasser zeige zumindest eine gewisse Wirkung. Die Atomaufsichtsbehörde hatte zuvor bestätigt, dass Brennstäbe in den Reaktoren 1, 2 und 3 teilweise geschmolzen sind. Nach Angaben des Atombetreibers Tepco besteht zudem die Möglichkeit, dass gebrauchte Brennstäbe in Reaktor 2 beschädigt sind. Wie groß die Schäden sind, sei noch nicht klar, sagte Edano. Atomexperten seien dabei, die Details zu analysieren.

Während die Arbeiter weiterhin gegen die radioaktiv verseuchten Wassermassen kämpfen, haben ferngesteuerte Roboter ihre Erkundungstour in Fukushima-Daiichi abgeschlossen und ihre Messwerte aus dem Inneren des havarierten Meilers an die Auswertungslabore geschickt. Eine erste Analyse der Daten zeigte, dass die radioaktive Strahlung in den zerstörten Reaktorblöcken 6000 mal höher ist als die Radioaktivität im Normalbetrieb - ein Wert, der Arbeiten im Inneren der Anlage vorerst unmöglich macht.

Die Strahlung wird den Zeitplan jedoch nicht gefährden, innerhalb von neun Monaten das havarierte Kraftwerk unter Kontrolle zu bringen, so Tepco. Vielmehr könne das weitere Vorgehen anhand der Daten besser geplant werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: