Süddeutsche Zeitung

Jahresrückblick:Welche Namen die Deutschen 2015 gegoogelt haben

Helmut, Kim, Beate: Manche Suchbegriffe hatten 2015 Konjunktur. Wer wann und warum gegoogelt wurde.

Von Martin Wittmann

Wer den Namen Angela hört, denkt an Merkel, wer Pep hört, denkt an Guardiola. Helge ist Schneider, Til ist Schweiger, Adele ist Adele. Aber es gibt auch Vornamen, die an mehrere Personen oder Ereignisse denken lassen. Die Helmut-Kanzler etwa, die Hollywood-Jennifers oder die beiden Kims, die man, je nach Nationalität, lieben kann oder sogar muss: Jong Un und Kardashian.

Am Beispiel dieser vermutlich grundverschiedenen, aber gleich getauften Berühmtheiten lässt sich die Methodik dieses Jahresrückblicks gut erklären. Da beide Kims das Jahr 2015 mitprägten - der eine mit Waffen, die andere mit Selfies -, kann man davon ausgehen, dass die interessierte Öffentlichkeit nach beiden im Netz gesucht hat. Wahrscheinlich bei Google.

"Angela" erreicht seinen Höchststand im Oktober

Um herauszufinden, welche Suchbegriffe wann Konjunktur hatten, bietet Google die Funktion "Trends" an. Gibt man hier "Kim" ein und lässt sich im Diagramm anzeigen, in welcher Woche der Begriff 2015 besonders oft gegoogelt wurde, sind Spitzen zu erkennen.

Vergleicht man diese Termine mit den Schlagzeilen der entsprechenden Zeiträume, wird klar: Mitte Mai wurde offenbar recht häufig nach Kim gesucht, weil der nordkoreanische Diktator da seinen Verteidigungsminister hinrichten ließ. Anfang Dezember suchten dann viele nach Kim, weil der gleichnamige Reality-TV-Star sein Kind soeben auf den Namen "Saint" getauft hatte (sucht man "Saint", ergeben sich 2015 übrigens drei Spitzen: die Flut am Mont-Saint-Michel im März, der Anti-Terroreinsatz in Saint-Denis im November und eben der heilige Kardashian-Fratz).

Den Höchstwert erzielte die Kim-Suche kurioserweise im April, als massenhaft nach der mäßig bekannten Sängerin Kim Gloss gesucht wurde; die 23-Jährige zierte damals das Playboy-Cover. Als ehrlicher Spiegel der Gesellschaft sagen Suchanfragen weniger über die Gesuchten aus als über die Suchenden.

Die Kurven (die der Diagramme, nicht die von Gloss oder Kardashian) zeigen keine absoluten Zahlen an; sie richten sich an der Woche mit dem Maximum der entsprechenden Suchanfragen aus. Das heißt: Verglichen mit dem irren Anfragemaximum in jener Woche, als Helmut Schmidt starb, verblasst die Helmut-Sucherei der übrigen 51 Wochen. Heißt auch: Die Kurven sind nicht miteinander vergleichbar - nach "Wolfgang" wurde etwa viel öfter gesucht als nach "Beate".

Der Begriff "Angela" erreichte übrigens Anfang Oktober seinen Höchststand, nach dem Auftritt der Kanzlerin bei "Anne Will". An die vielen Suchanfragen für "Kim" indes kam "Angela" selbst damals nicht an.

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Quelle:
SZ vom 31.12.2015
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