Jagd mit Juan Carlos:Bär mit Schuss

Ein russischer Beamter behauptet, man habe dem spanischen König auf der Jagd ein betrunkenes Tier vor die Flinte gesetzt.

Daniel Brössler

Mitrofan war ein fröhlicher Bär. Und hätte er nicht besonderes Pech gehabt, so könnte er es immer noch sein. Für den Fall jedenfalls, dass die Geschichte stimmt, die Sergej Starostin erzählt.

Jagd mit Juan Carlos: Hätte man auch im Fall Bruno zu Rate ziehen können: Der passionierte Jäger und spanische König Juan Carlos I.

Hätte man auch im Fall Bruno zu Rate ziehen können: Der passionierte Jäger und spanische König Juan Carlos I.

(Foto: Foto: AP)

Starostin ist Vizechef der Jagdverwaltung des Gebiets Wologda. Seine Geschichte handelt von einem König und einem Bären und davon, dass auch großen Tieren ziemlich übel mitgespielt werden kann in Russland.

Friedlich im Erholungsheim - bis seine Majestät anreiste

Mitrofan lebte friedlich und zahm auf dem Gelände eines Erholungsheims im Gebiet Wologda. Das war so, bis der spanische König Juan Carlos I. sich zu Besuch ansagte.

Der als passionierter Jäger bekannte Monarch soll 2004 in Transsilvanien fünf Bären und zwei Wildschweine und im selben Jahr in Polen einen Wisent erlegt haben.

Da konnten sich die russischen Gastgeber nicht lumpen lassen, was der örtliche Geschäftsmann Michail Surow im August kurz vor der Ankunft des Gastes auch den regionalen Medien verriet: "Aller Voraussicht nach wird der spanische König an der Jagd beteiligt.

Umso mehr, als zur Zeit die Jagd auf Bären erlaubt ist. In diesem Jahr ist der Abschuss von 500 Bären im Gebiet Wologda freigegeben." Tatsächlich wurde der Monarch also zur Jagd geladen - zu einer Jagd indes, bei der es nach Darstellung Starostins alles andere als fair zuging.

Für russische Bären nur Vodka und Honig

In einem Brief an den Gouverneur von Wologda, Wjatscheslaw Posgaljow, beklagte der Jagdbeamte sich Medienberichten zufolge über ein abstoßendes Spektakel, dem der "gutmütige und fröhliche" Mitrofan zum Opfer gefallen sei.

"Der Bär wurde in einen Käfig gesperrt und zum Ort der Jagd gebracht. Dann hat man ihn mit einem Gemisch aus Wodka und Honig gefüttert. Das betrunken gemachte Tier war natürlich eine leichte Beute. Seine Majestät hat Mitrofan mit einem Schuss erlegt", schrieb Starostin.

Den Erhalt des Briefes will man im Amt des Gouverneurs allerdings nicht bestätigen, was mit der Brisanz des Inhalts zu tun haben könnte. Das spanische Königshaus hat den Bericht seinerseits umgehend dementiert. Die Informationen seien "lächerlich", sagte ein Palastsprecher in Madrid.

Es spricht indes einiges dafür, dass der Jagdbeamte Starostin wenig zu lachen haben wird. In seinem Büro war er am Freitag nicht zu erreichen. Seine Kollegen reagierten auf Nachfragen ausgesprochen mürrisch.

Auf den Spuren Breschnews

Die für Umweltvergehen zuständige Staatsanwaltschaft ließ wiederum wissen, über eine inszenierte Bärenjagd sei ihr nichts bekannt. Dabei haben solche Methoden in Russland durchaus Tradition. Legendär sind die Jagd-Bemühungen des langjährigen sowjetischen Machthabers Leonid Breschnew.

Auch ihm waren alkoholisierte Tiere vor die Flinte getrieben worden. Wenn selbst das nicht half, sollen Tiere sogar an Baumstämme gebunden worden sein.

Die Geschichte vom König und vom Bär könnte nun freilich dem Ruf des russischen Jagdparadieses schaden. Im Internet werben Anbieter mit Slogans wie "Bärenjagd nicht weit von Moskau! Starke Trophäen und niedrige Preise!" für die Braunbär-Jagd im Herbst.

Zum Schnäppchentarif von 3200 US-Dollar (2500 Euro) wird da ein einwöchiger Jagdausflug geboten, inklusive "Abschuss von einem Bären". Garantiert wird auch eine Rückerstattung von 1300 Dollar - bei "Nicht-Erfolg".

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