Süddeutsche Zeitung

Früherer IWF-Chef:Scharmützel um Strauss-Kahn

Informationslecks auf beiden Seiten im Fall Dominique Strauss-Kahn: Die Anwälte des früheren IWF-Chefs werfen der Polizei vor, vertrauliche Informationen weiterzugeben. Die Staatsanwaltschaft ätzt zurück - und der Streit wird sofort öffentlich.

Um Dominique Strauss-Kahn ist eine offene Schlammschlacht zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung ausgebrochen. Die Anwälte des früheren Chefs des Internationalen Währungsfonds warfen am Donnerstag der Staatsanwaltschaft vor, gezielt Informationen gegen ihren Mandanten zu streuen. Die Ankläger weisen das zurück und stellen ihrerseits die Frage, ob vertrauliche Fakten nicht durch die Gegenseite in die Öffentlichkeit gekommen seien.

Das 32 Jahre alte Zimmermädchen, von dem Strauss-Kahn Oralsex erzwungen haben soll, hat unterdessen mehr Anwälte angeheuert. Es gehe darum, ihren Ruf zu schützen, hieß es. "Wir erwarten, dass die Verteidigung sie irgendwie attackieren wird", sagte ihr Anwalt Jeffrey Shapiro der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Es ist die Aufgabe für ein ganzes Team, sie zu schützen." Zu Shapiro stoßen jetzt der frühere Bürgerrechtsanwalt Norman Siegel und Ex-Staatsanwalt Kenneth P. Thompson.

Strauss-Kahns Anwälte Benjamin Brafman und William Taylor werfen insbesondere der Polizei vor, wichtige Informationen an die Öffentlichkeit gegeben zu haben, noch bevor die Verteidiger sie kannten. Das bedrohe das verfassungsmäßige Recht auf ein faires Verfahren. Dabei seien auch Informationen, die "selbst wenn sie wahr sind, von keinem Gericht zugelassen würden".

Die Staatsanwaltschaft drehte den Spieß nur wenige Stunden später um: "Wir sind verärgert, dass Sie in der Öffentlichkeit verbreiten, dass Sie über Informationen verfügen, die ein schlechtes Licht auf den Fall werfen und die Reputation des Opfers untergraben", schrieb Joan Illuzzi-Orbon von der Staatsanwaltschaft zurück. "Uns sind keine solche Informationen bekannt."

Hotel ändert Dresscode der Dienstmädchen

Bezeichnend: Beide Briefe, die ja eigentlich jeweils an die Gegenseite adressiert sind, wurden sofort veröffentlicht.

Unterdessen überlegt ein New Yorker Lokalpolitiker, Strauss-Kahn noch weiter zur Kasse zu bitten. Scott Stringer will dem Franzosen die Rechnung für "Mehraufwendungen" im Stadtteil Tribeca präsentieren, in dem der 62-Jährige unter strengem Hausarrest lebt. In Zeiten knapper Kassen könne Manhattan nicht einfach so viel Geld für Polizei und ähnliches ausgeben, ohne den Verursacher zahlen zu lassen, sagte er dem Fernsehsender Fox News.

Strauss-Kahn soll vor knapp zwei Wochen in seinem Hotelzimmer im Sofitel am Times Square splitternackt ein Zimmermädchen überfallen und zum Oralsex gezwungen haben. Für eine gewaltige Kaution von sechs Millionen Dollar steht er unter strengstem Hausarrest, im Falle eines Schuldspruchs drohen ihm Jahrzehnte der Haft. Der nächste Gerichtstermin ist für den 6. Juni angesetzt.

Konsequenzen hatte die Affäre bereits am Ausgangsort der Affäre: Im Sofitel dürften die Zimmermädchen statt knielanger Röcke jetzt Hosen tragen.

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dpa/Reuters/grc
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