Weißes Haus:Operation Block Ivanka

Donald Trump mit Ivanka und Melania auf dem Parteitag der Republikaner 2020

Wie gut, dass US-Präsident Donald Trump da zwischen Frau und Tochter steht. Melania und Ivanka Trump scheint nicht viel zu verbinden.

(Foto: SAUL LOEB/Saul Loeb/AFP)

Von Schlangen und Prinzessinnen: Ein neues Enthüllungsbuch offenbart das gestörte Verhältnis der First Lady Melania Trump zu ihrer Stieftochter Ivanka Trump.

Von Thorsten Denkler, New York

In dem Moment, als Country-Sänger Lee Greenwood "I'm proud to be an American" vom Band schmettert, erstirbt das Lächeln von Melania Trump, als hätte sie dem Leibhaftigen persönlich in die Augen blicken müssen. Dabei war es nur Ivanka Trump, die gerade mit wehenden Haaren auf der Bühne vor dem Weißen Haus an ihr und Donald Trump vorbeimarschiert ist. Der US-Präsident hat gerade seine Rede zum Abschluss des viertägigen Parteitages der Republikaner am vergangenen Donnerstag beendet. Er und sein engerer Familienkreis versammeln sich auf der Bühne zum Gruppenfoto. Und es scheint, als hätten sich Präsidentengattin Melania und Präsidententochter Ivanka in den vergangenen Jahren weder oft gesehen noch sich besonders viel zu sagen.

Das Video von dem Moment, als aus dem Lächeln ein Blick der Verachtung wird, ist allein auf Twitter in den vergangenen Tagen mehr als 22 Millionen Mal abgerufen worden. Viele sehen darin einen weiteren Beleg, dass es um das Verhältnis von Trumps dritter Frau zu ihrer Stieftochter nicht sonderlich gut bestellt ist.

An diesem Dienstag kommt in den USA ein Buch mit dem Titel "Melania und ich: Anfang und Ende meiner Freundschaft mit der First Lady" heraus, das diese These untermauert. Etwa mit der Geschichte, dass Melania Trump ihre Stieftochter nur "die Prinzessin" nenne. Oder wie sie zu verhindern versucht habe, dass Ivanka Trump gemeinsam mit ihrem Vater auf Fotos erscheint. In dem Buch ist aber auch nachzulesen, warum Melania Trump sich anfangs geweigert hat, ins Weiße Haus einzuziehen: Sie habe nicht das gleiche Bad benutzen wollen wie ihre Vorgängerin Michelle Obama.

Geschrieben hat das Buch Stephanie Winston Wolkoff, bis vor gar nicht allzu langer Zeit eine enge Freundin von Melania Trump. Und wenn stimmt, was sie schreibt und einige US-Medien vorab aus dem Buch zitieren, dann ist das Verhältnis von Melania zu Ivanka Trump mehr als nur gestört.

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Ein Werk der Rache, anders lässt es sich kaum sagen

Kaum der Erwähnung wert, dass das Weiße Haus das komplette Buch als falsch zurückweist. Stephanie Grisham, Stabschefin und Sprecherin von Melania Trump, sagte, das Buch sei "einfach nicht wahr". Es sei bedauerlich und besorgniserregend, dass Winston Wolkoff "ihre Freundschaft und ihre sehr kurze Rolle im Weißen Haus in diesem Maße überbewertet hat".

Winston Wolkoff hat sich einen Namen als Planerin von gesellschaftlichen Ereignissen aller Art gemacht. Sie hat mehrfach die spektakulären Met-Galas in New York organisiert. Und auch die Feierlichkeiten zur Amtseinführung für Donald Trump. Melania Trump und Winston Wolkoff haben sich kennengelernt, noch weit bevor Donald Trump ins Spiel kam. Die Freundschaft beendet haben im Jahr 2018 Medienberichte, denen zufolge Winston Wolkoff aus der Planung von Trumps Amtseinführungsfeiern mehr für sich herausgeholt haben soll, als noch als anständig angesehen werden kann. Sie beteuert ihre Unschuld, fühlt sich von ihrer Freundin Melania im Stich gelassen. Und jetzt erscheint eben pünktlich zur Präsidentschaftswahl im November ihr Enthüllungsbuch, ein Werk der Rache, anders lässt es sich kaum sagen.

Etwas mehr als 15 Jahre sei Winston Wolkoff die Art von Schwester für Melania Trump gewesen, die sie so nie gehabt habe. So erzählt es in dem Buch ein ehemals enger Berater der Präsidentengattin. Die beiden Frauen hätten sich fast täglich in schicken Restaurants zum Mittagessen getroffen, sich gegenseitig zu Partys eingeladen. Und sie hätten offenbar vor allem unter Verwendung diverser Emojis kommuniziert, die Melania Trump anscheinend ebenso passioniert einsetzt wie ihr Mann das Medium Twitter. Viele Textnachrichten zwischen Winston Wolkoff und Melania Trump werden in dem Buch offenbar eins zu eins wiedergegeben.

Im Weißen Haus arbeitete Winston Wolkoff dann ohne Bezahlung für Melania Trump, stellte Mitarbeiter ein, organisierte Veranstaltungen, schrieb Reden und entwickelte politische Initiativen wie "be best", ein Programm zur Stärkung von Kindern.

Jetzt reden beide nicht mehr miteinander. Und Winston Wolkoff fragt sich in dem Buch: "Wenn ich sie jetzt beobachte und sehe, dass nur noch eine vergoldete Hülle übrig ist, da muss ich mich fragen, ob sie schon immer so war. Und ich der Trottel, der eine gefälschte Uhr an der Straßenecke gekauft hat."

In dem Buch beschreibt die Autorin, mit welcher Akribie Melania Trump offenbar versucht haben soll, Ivanka Trumps Präsenz bei der Amtseinführung am 20. Januar 2017 so gering wie möglich zu halten. Winston Wolkoff behauptet, sie habe in Melania Trumps Auftrag die Anordnung der Gäste so gestalten sollen, dass in dem Moment, als Donald Trump seine Hand zum Amtseid auf die Bibel legen würde, auf gar keinen Fall Ivanka Trump mit ihrer Familie im Hintergrund zu sehen sein sollte. Sondern nur Melania Trump mit dem gemeinsamen Sohn Barron.

Winston Wolkoff soll sämtliche möglichen Kamerawinkel studiert haben

Gleiches galt für den anschließenden Fußmarsch vom Kapitol zum Weißen Haus nach der Amtseinführung. Winston Wolkoff habe sämtliche möglichen Kamerawinkel studiert, damit Ivanka Trump praktisch nicht zusammen mit ihrem Vater im Bild erscheinen konnte. Sie haben dem Unterfangen sogar einen Namen gegeben: "Operation Block Ivanka". Melania Trump habe dann selbst noch dafür gesorgt, dass Ivanka Trump nicht auf das traditionelle erste Familienfoto der First Family gekommen sei.

Wenige Tage nach der Amtsübernahme kam heraus, dass im hauseigenen Kino des Weißen Hauses der Pixar-Film "Findet Dorie" für die Familien von Mitarbeitern gezeigt wurde. Der Vorfall wurde damals skandalisiert, weil es in dem Film darum geht, wie schlimm es ist, von Nahestehenden getrennt zu sein, Präsident Trump aber kurz zuvor ein Einreiseverbot für Menschen aus muslimisch geprägten Ländern verfügt hatte, das dazu führte, dass sich Familienangehörige seitdem nicht mehr sehen können. Dieser Zusammenhang schien Melania Trump aber weniger gestört zu haben.

Sie hatte wohl umgehend ihre Stieftochter als Initiatorin der Filmvorführung unter Verdacht. Deren "Fingerabdrücke waren überall", schreibt Winston Wolkoff. Melania Trump habe daraufhin "eine Tirade von Text-Nachrichten" verschickt, um herauszubekommen, wer Ivanka Trump das erlaubt habe. Das Kino ist Teil der Residenz im Weißen Haus, in dem die First Family lebt. Melania Trumps Reich sozusagen. "Das ist mein Zuhause", soll sie sich gegenüber Winston Wolkoff entrüstet haben. "Kommen die in meine Wohnung in New York, wann immer sie wollen? Nein!"

Ivanka Trump hat es sich offenbar auch nicht nehmen lassen, sich in die Angelegenheiten der First Lady einzumischen. Als diese einen neuen Stabschef suchte, habe Ivanka Trump ihre Präferenzen wohl sehr deutlich gemacht. Melania Trump habe Ivanka Trump und ihre Mitstreiter hernach gegenüber Winston Wolkoff als "Schlangen" bezeichnet. Was Melania Trumps Blick ganz gut erklärt, den sie Ivanka Trump vergangenen Donnerstag nach der Rede des Vaters, respektive Ehemanns hinterhergeworfen hat. Der Blick, nachdem ihr Lächeln so rasch erloschen war.

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