Italienischer Minister lässt nicht locker:Posthume Jagd auf Bruno

Alfonso Scanio pocht auf Rückgabe des toten Bären, der noch immer in einem bayerischen Kühlfach liegt. Doch in Deutschland hat man mit dem einstigen Problembären schon andere Pläne.

Hans Holzhaider

Bruno kommt auch im Tod nicht zur Ruhe. Auf den Tag genau acht Monate ist es jetzt her, dass der junge Braunbär, der von seiner Heimat im Trentino über Österreich bis nach Bayern gewandert war, auf der Kümpflalm im Rotwandgebiet erschossen wurde.

Noch immer ruht der Kadaver in einem Tiefkühlfach, über dessen genauen Standort das bayerische Umweltministerium keine Angaben macht - aus Sicherheitsgründen, wie Sprecher Roland Eichhorn betont.

Und noch immer lässt der italienische Umweltminister Alfonso Scanio nichts unversucht, den toten Bären ins Land seiner Väter zu holen.

Zuletzt suchte Scanio dafür die Unterstützung von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Aber Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) bleibt genauso so hart, wie er seinerzeit gegen Bruno war: Der Bär bleibt hier. In einem Brief an Gabriel stellte Schnappauf jetzt klar: Für eine Überführung Brunos nach Italien gibt es keine rechtliche Grundlage.

Eigentum des italienischen Staates?

Dass Gabriel seinen bayerischen Kollegen "mehrfach gedrängt" habe, Brunos sterbliche Überreste an Italien herauszugeben, wie der Spiegel in seiner neuen Ausgabe berichtet, treffe jedoch nicht zu, beschwichtigt Ministeriumssprecher Eichhorn.

Gabriel habe lediglich die Bitte Scanios "weitergeleitet", und zwar "ohne Kommentar". Der Italiener hatte schon unmittelbar nach dem Tod des Bären die "Rückgabe" des Leichnams verlangt.

Bruno sei Teil des italienischen Projekts zur Wiedereinführung des Braunbären in der Brentagruppe und somit Eigentum des italienischen Staates, hieß es damals in einem Fax aus Rom. Für Schnappauf dagegen ist die Rechtslage eindeutig: "Ein in der Wildnis geborenes Tier gehört dem Land, in dem es zu Tode kommt", sagt Eichhorn.

Was weiter mit dem toten Bären geschieht, soll nach Eichhorns Worten jetzt "zeitnah" entschieden werden. Einigkeit bestehe schon darüber, dass Bruno "der Öffentlichkeit zugänglich" gemacht werde - sprich, er wird ausgestopft und in einem Museum zur Schau gestellt. In welchem, will Eichhorn noch nicht sagen.

Erste Wahl wäre wohl das Münchner Museum "Mensch und Natur" im Nymphenburger Schloss. Es solle aber nicht nur über das Fell entschieden werden, sondern auch über Knochen und Innereien - im "Gesamtpaket", wie sich Eichhorn ausdrückt.

Outing eines Schützen

Bruno, der am 18. Mai 2006 zum ersten Mal bayerischen Boden betreten hatte, wurde durch zwei Schüsse, die ihn in Leber und Lunge trafen, getötet. Die Namen der drei Jäger, die am Tod von JJ1, wie das Raubtier offiziell hieß, beteiligt waren, werden offiziell noch immer als Geheimsache behandelt.

In Jägerkreisen im bayerischen Oberland allerdings weiß man längst, wer die Schüsse abgegeben hat. Einer der drei, der öffentlich nach wie vor jede Beteiligung an Brunos Tod bestreitet, soll allerdings neuerdings nicht mehr so zurückhaltend sein. Beim Jahresempfang des Bayerischen Landesjagdverbandes, wissen Teilnehmer zu berichten, habe er sich als einer der erfolgreichen Schützen geoutet.

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