SZ-Reihe "Bester Dinge":Als der Bischof die Christmette verschlief

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(Foto: IMAGO/YAY Images)

Gerade zu Weihnachten erwarten Gläubige von der Kirche eine gute Show. Doch Monsignore Pizziolo konnte kurz vor der Mitternachtsmesse einfach nicht mehr.

Von Martin Zips

Kein anderer Beruf leidet dieser Tage mehr unter Überalterung als der des katholischen Priesters. Der Nachwuchs fehlt, Gemeinden werden zusammengelegt, Frauen dürfen nix - da wird halt alles, was sich noch auf den Beinen halten kann, vor den Altar gezerrt. Zumindest an Weihnachten, wo auch die U-Boot-Christen wieder überraschend auftauchen, weil sie ihre spirituelle Ader wiederentdeckt haben. Und wehe, es geht nicht feierlich zu, wenn sie schon mal da sind. Sonst treten sie 2023 doch noch aus.

Insofern war es ein immenser Druck, der auf Bischof Pizziolo lastete. Sehnsüchtig wurde er in der Kathedrale von Vittorio Veneto in der italienischen Provinz Treviso zur Christmette erwartet. Kurz vor Mitternacht war die Kirche bummvoll, nur er, der Zelebrant, fehlte. Gegen 21 Uhr habe er sich mit etwas Salzgebäck (hoffentlich nur mit Salzgebäck!) in seinen Wohnzimmersessel gesetzt, berichtet der Corriere della Sera. Das Krippenspiel und die Vorabendmesse hatte er da bereits hinter sich. So ein Heiliger Abend ist gerade für Theologen kein Spaziergang, und der Bischof ist auch schon 73 Jahre alt. Jedenfalls meinte der Monsignore, er habe sich den Wecker auf 22.50 Uhr gestellt. Aber wie das so ist, mit diesen blöden AM/PM-Tasten: In Wirklichkeit hat er ihn auf 10.50 Uhr gestellt - und ist eingeschlafen. Zum Glück haben sie dann in der Kirche noch so einen Pater gefunden, in Zeiten des Priestermangels ist auch die Reservebank schlecht besetzt. Und dann hat sich der Pater spontan die Predigt aus dem liturgischen Gewand geschüttelt. Erst am nächsten Morgen stand der Bischof wieder am Altar, entschuldigte sich und sagte, als Christ müsse man "zu seinen Schwächen und seinem Schlaf" stehen.

Da haben ihm dann sogar die U-Boot-Christen applaudiert.

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