Der italienische Rekord-Jackpot will sich einfach nicht knacken lassen. Auf die schwindelerregende Summe von 131,5 Millionen Euro ist er mittlerweile angeschwollen, weil seit Monaten keiner der Millionen Spieler die richtigen sechs Zahlen getippt hat.
Italien wartet auf den Lotto-Ansturm (Im Bild: ein italienischer Sport-Fan).
(Foto: Foto: Reuters)Das Glücksspielfieber hält mitten in der Urlaubszeit auch deshalb ungebremst an, weil die Tipper wegen drei Ziehungen pro Woche gar keine Verschnaufpausen einlegen können. Auf ein Neues heißt es also bereits an diesem Donnerstag.
Und wieder sind etliche Touristen und "Lotto-Pilger" aus den nördlichen Nachbarstaaten mit von der Partie: Jeder kann sein Glück versuchen, musste aber am Mittwoch vor den Annahmestellen - den Tabakläden - zunächst einmal Schlange stehen.
Für Aufmerksamkeit sorgt derzeit inbesondere die Ansteckung der Deutschen mit dem Lottofieber. Die Zeitungenen Repubblica und Corriere berichten auf ihren Webseiten über eine Aktion von Bild und Air Berlin, bei der heute 140 Deutsche nach Mailand zur Tippabgabe geflogen werden. Repubblica schreibt von einer "Squadra d'assalto", einer Angriffstruppe, auf den Jackpot.
Auf italienischer Seite spielen sogar die Städte. Verschiedene Kommunen mit Geldproblemen aus ganz Italien haben sich beteiligt. Ceneselli im Veneto´hofft so, ein neues Theater bauen zu können. Aber auch andere Kommunen - von Norden bis Süden - wollen damit ihre Finanzen sanieren.
Knackt ein einzelner Glückspilz irgendwann den Superenalotto-Jackpot, dann heimst er den höchsten Geldberg ein, den je in Europa ein Lotto-Spieler hat gewinnen können.
Von einem "Weltrekord" ist Italien allerdings doch noch weit entfernt - Jackpot-Gewinne von weit mehr als 300 Millionen Dollar (213 Millionen Euro) sind im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gar keine Seltenheit mehr: Der 52-jährige Lastwagenfahrer Ed Nabors aus dem US-Bundesstaat Georgia teilte sich vor zweieinhalb Jahren einen Mega-Jackpot von 390 Millionen Dollar (heute 276 Millionen Euro) mit einem unbekannten zweiten Gewinner.
Kritik der Kirche
Italiens Jackpot wird immer praller, und das lässt Kritiker vor allem aus der katholischen Kirche nicht ruhig schlafen. "Ein Gesetz oder zumindest ein Dekret muss her, um diese Lotterie zu stoppen", verlangt der ehemalige Erzbischof von Lecce in Süditalien, Cosmo Francesco Ruppi: "Das Superenalotto-Fieber ist für einige zu einer wahren Götzenverehrung geworden", wettert der Monsignore. So sieht das auch Domenico Sigalini von der Bischofskonferenz: Das alles sei unmoralisch, weil vor allem der Staat daran verdiene.
Damit hat er in jedem Fall Recht: Seitdem der Jackpot zum letzten Mal geknackt worden ist, am 31. Januar, hat das anhaltende Superenalotto-Glücksspielfieber dem Staat stattliche 840 Millionen Euro eingebracht.
Aber nicht jeder Lotto- Gewinner ist ein Egoist, der alles für sich behalten will: Der 38- jährige Kleinunternehmer Marco Colombo aus der Lombardei konnte am vergangenen Samstag eine knappe Million vom zweiten Superenalotto- Rang nach Hause tragen - und verteilte die Hälfte davon wie zuvor versprochen an seine siebenköpfige Belegschaft. Für den Jackpot hat die katholische Zeitschrift Famiglia Cristiana noch eine bessere Idee: All die Millionen sollten an die Tausenden von Obdachlosen nach dem verheerenden Erdbeben in den mittelitalienischen Abruzzen gehen.
Am Strand oder in der Bar - ganz Italien fiebert weiterhin jeder Ziehung entgegen. Mithalten kann gegenwärtig allein das US-Lottospiel Powerball, bei dem es um 186 Millionen Dollar (mehr als 131 Millionen Euro) geht. Powerball wird in etwa 30 US-Bundesstaaten gespielt. Bei Superenalotto müssen die Spieler die "richtigen" sechs Zahlen auf einem Feld von 1 bis 90 ankreuzen. Der bisherige Rekord brachte 100,7 Millionen, die im Oktober 2008 ein Sizilianer aus Catania einheimste.
Von der Summe entfernt sich der Jackpot jetzt mit jeder abendlichen Ziehung um einige Millionen mehr. Wie bescheiden nimmt sich dagegen zum Beispiel der deutsche Rekord aus - er liegt bei gerade einmal 43 Millionen.