Nach dem Untergang einer Luxusyacht vor der Küste Siziliens dauert die Suche nach den Vermissten an. Ein Toter wurde bereits geborgen, es soll sich laut BBC um den Koch des Schiffs handeln. Sechs Menschen werden noch vermisst, einer von ihnen ist der Tech-Unternehmer Mike Lynch. Ihm soll die gesunkene Luxusyacht Bayesian gehören. Sie war am frühen Montagmorgen mit 22 Menschen an Bord gesunken.
Der Grund für das Unglück soll ein schweres Gewitter gewesen sein, das in der Nacht zu Montag aufzog. Das Boot lag vor Porticello in der Nähe von Palermo. Eine Windhose hat das Boot zum Kentern gebracht. An Bord der etwa 50 Meter langen Yacht, die unter britischer Flagge fuhr, waren laut der Küstenwache zwölf Passagiere und zehn Besatzungsmitglieder. 15 Menschen wurden gerettet und an Land gebracht.
Bei den sechs Vermissten handelt es sich nach Behördenangaben um vier Briten sowie einen US-amerikanischen und einen kanadischen Staatsangehörigen. Unter ihnen befinden sich neben dem Tech-Unternehmer Lynch dessen 18-jährige Tochter sowie vier weitere Menschen, zwei Ehepaare. Taucher suchen nun in etwa 50 Metern Tiefe nach ihnen.
Die Suche gestaltet sich jedoch schwierig. Den Spezialtauchern gelang es laut Feuerwehr, in das Innere des Wracks vorzudringen. Zahlreiche Hindernisse versperren ihnen jedoch den Weg, auch die Enge bereitet Schwierigkeiten. Derzeit wird geprüft, das Wrack unter Wasser zu öffnen, um sich Zugang zu verschaffen. Der Zugang zu den Kabinen im Unterdeck, in denen die Vermissten vermutet werden, ist noch immer versperrt.
Lynch gilt als der „britische Bill Gates“
Der vermisste Tech-Tycoon Lynch wird von Boulevardmedien in seiner Heimat als „britischer Bill Gates“ bezeichnet. Der 59-Jährige ist Mitgründer der Softwarefirma Autonomy, die 2011 für elf Milliarden Dollar an den US-Konzern Hewlett Packard verkauft wurde. Erst vor wenigen Wochen wurde Lynch in einem Betrugsprozess in den USA rund um den Autonomy-Deal freigesprochen.
Auf der Yacht wollte Lynch offenbar seinen Prozesserfolg feiern. Er lud Freunde und Unterstützer auf die Bayesian ein. Bei den Vermissten handelt es sich laut BBC um einen Finanzmanager, der für Lynch aussagte, einen Anwalt sowie deren Partnerinnen. Der Chef des Spezialversicherers Hiscox bestätigte, dass der Aufsichtsratsvorsitzende Jonathan Bloomer und dessen Frau vermisst würden. Auf dem Boot war außerdem eine Anwältin, die für die Kanzlei arbeitet, die Lynch im Prozess vertreten hatte.
Das Schiff wurde von einem Wassertornado erfasst
Während des Unglücks spielten sich nach Augenzeugenberichten dramatische Szenen im Wasser ab. Eine der Überlebenden, die Anwältin, berichtete der Zeitung La Repubblica, sie habe ihre einjährige Tochter im Wasser kurzzeitig aus den Augen verloren, es dann aber geschafft, sie mit ihren Armen über den Wellen zu halten. „Alles war dunkel. Im Wasser konnte ich meine Augen nicht offen halten. Ich rief um Hilfe, aber um mich herum hörte ich nur die Schreie der anderen.“
Bei dem Unwetter am frühen Morgen erfasste ein sogenannter Wassertornado das Schiff, daraufhin brach der 75 Meter hohe Mast. Bei diesem Wetterphänomen entstehen starke Bodenwirbel. „Wir haben es nicht kommen sehen“, zitiert La Repubblica den Kapitän der Bayesian. Er wird im Krankenhaus behandelt. Ersten Erkenntnissen der Behörde kenterte das Schiff unmittelbar danach – offenbar so schnell, dass sich nicht alle Passagiere aus ihren Kabinen im Unterdeck befreien konnten.
Die Überlebenden wurden von der Besatzung eines anderen Schiffs, das unter niederländischer Flagge fuhr, an Bord genommen. Der deutsche Kapitän schilderte italienischen Medien das Unglück: „Zuerst kippte das Boot auf die Seite, und innerhalb weniger Minuten war es gesunken. Es ging alles sehr schnell.“