Italien:Sex-Skandal in katholischer Kirche

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Swing mit uns: Ein Pfarrer aus Padua soll mit einem Kollegen wilde Sex-Partys gefeiert und diese auch gefilmt haben. Den Pornos gab er Papstnamen.

Von Oliver Meiler, Rom

Was konnte er doch predigen, Don Andrea, Pfarrer der Kirche San Lazzaro im streng katholischen Padua. Sein Verb war gewaltig, sein Auftritt an der Kanzel sicher, offenbar hing ihm auch eine gewisse Aura an. In der Stadt sagte man sich, der Geistliche habe sein rhetorisches Talent wohl in seinem alten Beruf zur Meisterschaft geschliffen: Andrea Contin, 49 Jahre alt, war vor seiner späten Berufung Rechtsanwalt gewesen. Vielleicht hilft ihm das jetzt weiter. Don Andrea ist in einen Skandal verwickelt, der so grellbunt ist, dass man ihn für den Plot eines besonders dick gezeichneten Schundromans hielte. Sex, Gewalt, Geld - alles drin.

Als die Polizei unlängst unangemeldet das Pfarrheim besuchte, fand sie da Dinge, die man an diesem Ort eher nicht erwartet: viel Spielzeug fürs Schlafzimmer, nach Größe sortiert, dazu Peitschen, Handschellen, weiße Stiefel mit hohen Absätzen. Und Amateurfilme. Die Filme trugen die Namen von Päpsten.

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Eine Gespielin zeigt Don Andrea an

In den Filmen, so erfährt man es aus der italienischen Presse, sieht man Menschen beim Sex in unterschiedlichsten Formationen. Mal vergnügen sich ganz viele miteinander, mal gibt es Zwischenmenschlichkeiten zwischen Jüngeren und Älteren, mal mit Transvestiten. Auch der wortgewaltige Pfarrer spielt eine aktive Rolle bei den nackten Aktivitäten. Dreißig Frauen sollen mitgemacht haben. Manche soll Don Andrea nach der Messe überzeugt haben, andere lockte er über Annoncen in den sozialen Netzwerken. Mindestens ein weiterer Priester machte mit und steht auch dazu, freilich innerlich tief zerknirscht: Don Roberto, Pfarrer im nachbarschaftlichen Carbonara di Rovolon. Wegen seiner äußerlichen Ähnlichkeit nannten sie ihn "unseren George Clooney". Er war ein Star in der Gegend, ein moderner Mann Gottes, bei allen beliebt.

Aufgeflogen ist die barocke Geschichte wegen der Anzeige einer Gespielin von Don Andrea. Die Frau, eine 49-jährige Rumänin, wirft dem Pfarrer vor, er habe sie erniedrigt, sie geschlagen, sie gezwungen, junge Männer, die hinter dem Pfarrhaus Fußball spielten, zum Sex zu animieren. Die Justiz geht nun auch dem Verdacht nach, ob der Geistliche sich der Prostitution schuldig gemacht hat und ob er die Filme mit den Papstnamen verkaufte. So ließe sich vielleicht erklären, wie er sich seinen Lebensstil leisten konnte, seine Reisen an die Côte d' Azur zum Beispiel, wo er an Swingerabenden teilgenommen haben soll. Man sah ihn zuweilen auch am Steuer eines roten Jaguars, jedoch nur außerhalb von Padua.

Als der Ortsbischof, Monsignor Claudio Cipolla, von der Affäre hörte, unterbrach er seine Mission in Südamerika und reiste schnell zurück, fürs Krisenmanagement. Er schäme sich für sein Personal, sagte er. Die beiden Herrschaften mit der ausgeprägten Libido wurden unterdessen versetzt, wie das die katholische Kirche in solchen Fällen zuweilen zu machen pflegt. Einer nach Trento, der andere nach Kroatien.

© SZ vom 06.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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