Hätte er sich mal nicht in die Schifffahrtscomputer fürs Mittelmeer eingehackt, dann wäre ein 15-jähriger, internetbegeisterter Italiener vielleicht nie aufgeflogen und könnte eine entspannte Schulzeit erleben. Dann wären die staatlichen Sicherheitsbehörden vielleicht nie auf ihn aufmerksam geworden, hätte die Polizei ihn nicht aufgespürt, eine Razzia in seinem Elternhaus veranstaltet und seinen Computer beschlagnahmt.
Der Schüler aus dem norditalienischen Cesena in der Emilia-Romagna hatte seine offenbar weit überdurchschnittlichen Computerkenntnisse dazu genutzt, sich zunächst in die Datenbanken des Bildungsministeriums in Rom zu hacken und dort seine Schulnoten und die einiger Freunde zum Besseren abzuändern, so berichten es italienische Medien. Er bewies dabei Augenmaß und nahm nur geringfügige Veränderungen am Punktestand vor: sechs statt fünf Punkte, keine große Sache eigentlich, aber schon wurde aus einem „Ungenügend“ ein „Genügend“.
Nur machte dem jungen Mann das Ganze so viel Freude, dass er sich an weiteren IT-Systemen beweisen wollte, eben auch an jenen, die den Schifffahrtsverkehr im Mittelmeer steuern. Ohne große technische Ausstattung, nur mit seinem Computer im Kinderzimmer soll er auch die Routen von Transportschiffen geändert haben, selbst von Öltankern. Eine unmittelbare Gefahr bestand wohl nicht, ob die Schiffe tatsächlich auf neuen Kurs gingen, ist nicht bekannt. Jedenfalls waren die Eingriffe so gewichtig, dass die Behörden aufmerksam wurden. Sie konnten die Spur zurückverfolgen und standen bald vor der Wohnung des 15-Jährigen, die Eltern sollen bass erstaunt gewesen sein.
Kenner alter Hollywood-Filme erinnert das vielleicht an John Badhams „War Games“ aus dem Jahr 1983, in dem der computerbegeisterte Schüler David Lightman aus Seattle, gespielt vom jungen Matthew Broderick, aus Versehen in das US-Atomraketen-Programm eindringt und beinahe einen Weltkrieg auslöst. Ganz unabsichtlich, ebenso wie im wirklichen Leben in Cesena, wo der junge Italiener zwar genau wusste, was er tat, aber wohl keinen kriminellen Ehrgeiz hatte. Er wollte einfach sehen, wie weit er komme – und er kam ganz schön weit. Was bei den betroffenen Behörden vermutlich entsprechende Aktivitäten in Gang setzt: Was, wenn jemand weniger gutwillig unterwegs ist?
Erst einmal ist mediale Schadensbegrenzung angesagt. Das Bildungsministerium pochte nach vorläufiger Prüfung der Vorgänge darauf, dass keine Systeme auf nationaler Ebene betroffen gewesen seien. Die Schulen hätten eigene Kompetenzen, Aufträge über elektronische Register zu vergeben. Auf den Täter wartet ein Verfahren vor dem Jugendgericht in Bologna.