Italien: Racheaktion:Mafia-Zeugin in Säure aufgelöst

Szenen wie aus einem Horrorfilm: Mafiosi haben in der Nähe von Monza eine Frau verhört, gefoltert und erschossen. Die Leiche sollte danach für immer verschwinden - in einem Säurebad.

A. Bachstein

Was in den Akten der Mailänder Staatsanwaltschaft steht, klingt wie aus einem Horrorfilm. Mafiosi haben demnach eine 35-jährige Frau verhört, gefoltert, erschossen und ihre Leiche dann mit Säure aufgelöst. Ihre Überreste waren in der Gegend von Monza gefunden worden. Gegen sechs Männer ist nun Haftbefehl erlassen worden.

Efforts Continue To Cope With Earthquake Aftermath

Die italienische Polizei untersucht den Mord an einer Frau. Sie wurde in Säure aufgelöst.

(Foto: Getty Images)

Es sei eine regelrechte Exekution gewesen, sagten die Ermittler italienischen Medien zufolge. Und es war ganz offensichtlich eine Racheaktion. Lea Garofalo, das Opfer, hatte getan, was in Mafia-Kreisen immer lebensgefährlich ist: Sie hatte geredet.

2002 erzählte sie den Antimafia-Behörden, was sie wusste über den Krieg zweier verfeindeter 'Ndrangheta-Clans, Teilen der kalabrischen Mafia. Als Polizeiinformantin sagte sie auch über Morde aus, die Ende der neunziger Jahre in Mailand verübt wurden.

Sie kam in ein Zeugenschutzprogramm. Doch im April 2009 stieg sie aus, ihrer Tochter wegen. Schon im Mai versuchte man sie in Campobasso in der Region Molise das erste Mal zu verschleppen oder zu töten.

Gemeinsam mit ihrer Tochter konnte sie den Angriff abwehren. Das nun volljährige Mädchen hatte Lea Garofalo aus ihrer früheren Beziehung mit dem 'Ndrangheta-Mitglied Carlo C.; er und seine Brüder steckten hinter dem Anschlag.

Carlo C. sitzt schon seit Februar im Gefängnis. Nun richtet sich gegen ihn, zwei seiner Brüder und drei weitere Verdächtige auch der Haftbefehl wegen Mordes.

Unter dem Vorwand, es gehe um die gemeinsame Tochter, bewegte Carlo C. den Informationen zufolge Lea Garofalo in Mailand zu einem Treffen. Es war eine Falle. Am 24. November 2009 wurde die Frau zuletzt gesehen, eine Überwachungskamera filmte sie auf der Straße.

Der Lieferwagen mit der Säure stand da schon bereit. Lea Garofalo sollte spurlos verschwinden, so der Plan der Täter - als wäre sie wieder in einem Zeugenschutzprogramm untergetaucht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: