Süddeutsche Zeitung

Italien: Polizei beendet Lega-Nord-Party:Bärenspaß statt Bunga-Bunga

Diesmal hat Silvio Berlusconi zwar nicht selbst mitgefeiert - peinlich ist der neue Party-Skandal für den italienischen Premier trotzdem: Sein Koalitionspartner Lega Nord hat in den Dolomiten ein Grillfest veranstaltet und unter Artenschutz stehende Tiere auf den Speiseplan gesetzt.

Kaum sind die Bunga-Bunga-Feiern aus den Schlagzeilen, da steht dem italienischen Premier Silvio Berlusconi der nächste Party-Skandal ins Haus. Wieder geht es um fragwürdige fleischliche Genüsse - wenn auch der anderen Art: In Norditalien hat die Polizei jetzt ein Sommerfest der Lega Nord, Berlusconis Koalitionspartner, aufgelöst, weil dort Bärenfleisch auf den Grill kam. Das berichtet der britische Guardian.

Etwa 200 Gäste seien mit ihren Tellern für gegrilltes und geschmortes Bärenfleisch angestanden, als die Order kam, das Besteck unverzüglich niederzulegen, heißt es in der Online-Ausgabe der britischen Zeitung. Die zweifelhafte Zusammenkunft der Partei habe im Örtchen Imer in den italienischen Dolomiten stattgefunden.

Das Fleisch soll den Veranstaltern zufolge aus Slowenien stammen. Der Guardian berichtet allerdings unter Berufung auf Mitarbeiter der italienischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, dass für die 50 Kilogramm Fleisch die Einfuhrpapiere fehlten.

In Italien selbst ist die Bärenjagd verboten. Vor zehn Jahren hat die Regierung eigens ein Programm ins Leben gerufen, um den Braunbären in den Dolomiten wieder heimisch zu machen. Doch während Tierschützer den Erfolg der Maßnahme feiern - mittlerweile soll die Bärenpopulation auf 35 gestiegen sein - beklagen Einheimische, die Bären würden Hühner und Schafe attackieren.

"Barbarische" Anti-Bären-Kampagne

Das Grillfest sei ein Signal an die Anwohner gewesen, "ihr Territorium zurückzuerobern", zitiert der Guardian den lokalen Lega-Nord-Abgeordneten Maurizio Fugatti.

Führende italienische Politiker kritisierten die von der Lega Nord initiierte Anti-Bären-Kampagne. Außenminister Franco Frattini und Tourismusminister Michela Vittoria Brambilla sprachen demzufolge von einer "skandalösen Initiative", während Umweltminister Stefania Prestigiacomo das Bärenfleisch-Gelage als "barbarisch" verurteilte.

Bärenfeind Fugatti hält sich trotz des massivem Widerstands an seinem Party-Plan fest: Die Hälfte des eingekauften Bärenfleisch sei für die geplatzte erste Feier verwendet worden - doch die andere Hälfte liege in der Tiefkühltruhe bereit und könne auf den Grill, sobald der Papierkram geregelt sei.

Der Lega-Nord-Politiker feiert allen Widrigkeiten zum Trotz schon einmal den Erfolg seiner "Mottoparty: "Die Idee war es, die Aufmerksamkeit auf die aus dem Ruder gelaufene Bären-Repopulation zu lenken: Anwohner werden von Bären verfolgt in Waldgebieten, die auch von Familien frequentiert werden", zitiert der Guardian Fugatti. "Selbst wenn das Festessen nicht stattfindet, wir haben unserer Standpunkt deutlich gemacht."

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