Italien:Ehepaar lebt Jahrzehnte mit Fresko-Schatz

Kunstschätze im Schlafzimmer, und keinen interessiert es? Im Renaissance-Land Italien war das mehrere Jahrzehnte möglich. Ein Mann hatte die 500 Jahre alte Fresken unter Putz entdeckt.

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Kunstschätze im Schlafzimmer, und keinen interessiert es? Im Renaissance-Land Italien war das mehrere Jahrzehnte möglich. Ein Mann hatte die 500 Jahre alte Fresken unter Putz entdeckt - in diesem Haus, dem Palazzo Manzi in Civitavecchia bei Rom.

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"Mich hat fast der Schlag getroffen", sagt Tarcisio De Paolis. Bei Umbauarbeiten in seiner Wohnung in Civitavecchia fand der italienische Pensionär zeitgenössische Nachbildungen der berühmtesten Fresken des Renaissance-Malers Raffael.

Das war 1972. Obwohl De Paolis damals das Kulturministerium informierte, verliefen Nachforschungen zu dem sensationellen Fund im Sande. Fast vier Jahrzehnte interessierte sich niemand für die einmaligen Wandgemälde, erst jetzt nahm sich der Journalist Alvaro Ranzoni der Geschichte an.

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De Paolis entdeckte die Gemälde seinerzeit, als er ein Bad in seine Wohnung einbauen wollte. Ein Teil der Wohnung erstreckt sich in einen mittelalterlichen Turm, der vermutlich einst zu den Festungsanlagen der Hafenstadt westlich von Rom gehörte. Als De Paolis Putz von der Wand schlug, stieß er auf die 500 Jahre alten Fresken. "Zuerst legte ich das Schwert des Heiligen Petrus frei, dann seine Hand und seinen Arm", erzählt der 64-Jährige. Nach und nach entdeckte er so Kopien von Fresken aus der "Stanza die Eliodoro" im Vatikanspalast.

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Sie stammen vermutlich von Ugo da Carpi, einem Schüler des Renaissance-Meisters, der als Holzschneider berühmt wurde. Nicole Dacos, Raffael-Expertin und Professorin für Kunstgeschichte an der Universität von Brüssel, bezeichnet das Werk als "absolut außergewöhnlich": "Wir kennen keinen ähnlichen Fall." Dacos zufolge könnte ein Militärbeamter oder Adliger, der zwischen Rom und Civitavecchia pendelte, die Arbeit in Auftrag gegeben haben.

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Civitavecchia war damals der Hafen der päpstlichen Flotte. Die "Stanza di Eliodoro" ist eines von vier Gemächern, das Raffael und seine Schüler im Auftrag von Papst Julius II. im Apostolischen Palast mit Wandgemälden schmückten. Heute sind sie Teil der Vatikanischen Museen neben der Sixtinischen Kapelle.

Von den Kopien in Civitavecchia überlebten etwa 50 Quadratmeter, schwer beschädigt, aber an einigen Stellen klar erkennbar. Sie sind etwas kleiner als die Original-Fresken, die im frühen 16. Jahrhundert geschaffen wurden. Das Bild zeigt das Original im Vatikan bei einem Staatsbesuch und zwei Details der nun gefundenen Fresken.

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Für De Paolis und seine Frau Teresa brachte die Entdeckung des verborgenen Schatzes zunächst viel Unruhe. "Wir dachten, wir verlieren unser Zuhause" sagt De Paolis. Trotzdem schliefen die Eheleute noch fast vier Jahrzehnte unter den Kunstschätzen. Nach der Entdeckung 1972 benachrichtigten sie das Kulturministerium, das ein Expertenteam schickte, aber die Sache dann nicht weiter verfolgte: "Sie kamen mit Skalpellen und kratzten an der Wand, dann verschwanden sie und kamen nie wieder", erzählt De Paolis.

"Zuerst war ich noch geduldig, aber eines Tages wurde ich wütend. Ich baute Gipsplatten darüber." Als der nächste Sachverständige kam, jagte ihn De Paolis zum Teufel. "Wir haben uns daran gewöhnt", sagt Teresa De Paolis über die Kunstschätze. "Ich hatte keine Probleme mit dem Schlaf, trotz gelegentlicher Adrenalinschübe.

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Erst 37 Jahre später machte sich der Journalist Alvaro Ranzoni daran, den Gemälden zur verdienten Aufmerksamkeit zu verhelfen. "Dieses Haus sollte eine Art Museum werden", sagt Raffael-Expertin Dacos. Das Ehepaar De Paolis hat nach eigenen Angaben nichts dagegen, die Wohnung zu räumen, wenn die Gemälde restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden - solange sie ein "kleines Häuschen" als Entschädigung bekämen.

Ihre Ehe stand übrigens von Anfang an unter dem Stern Raffaels: Zu ihrer Hochzeit im Jahr 1965 erhielten sie einen Wandteller mit einer Szene aus der "Stanza di Eliodoro".

Bild: AFP/Text: AFP, Gildas Le Roux, grc

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