Francesco Schettino ist der Einzige, über dessen Schuld bei der Havarie der Costa Condordia öffentlich verhandelt wird. Der Kapitän des Schiffes gilt als verantwortlich für die größte Katastrophe in der Geschichte der italienischen Schifffahrt, für die fahrlässige Tötung von 32 Menschen, darunter zwölf Deutsche.
Vier weitere Besatzungsmitglieder und ein Manager der Reederei Costa Crociere hatten ihre Schuld eingestanden, bevor es zu einem Prozess kam. Sie erhielten milde Haftstrafen. Seit 2013 läuft der Rechtsstreit von Schettino, 2015 verurteilte ihn ein Gericht erstmals zu 16 Jahren Haft, in der Berufung 2016 wurde das Urteil bestätigt. Jetzt muss die letzte Instanz über Schettino entscheiden: Der Oberste Kassationsgerichtshof in Rom.
Berufungsprozess:Gericht bestätigt Urteil gegen "Costa Concordia"-Kapitän
Francesco Schettino ist auch in zweiter Instanz zu mehr als 16 Jahren Haft verurteilt worden. Er ist seit der Havarie des Kreuzfahrtschiffs vor viereinhalb Jahren auf freiem Fuß.
Schettino selbst war am Donnerstag nicht im Gerichtssaal anwesend und ist nach wie vor auf freiem Fuß. Seine Anhörung ist auf den 12. Mai vertagt. Einer seiner Anwälte sagte dem Sender Sky TG24 vor Verhandlungsbeginn am Donnerstag, man sei zuversichtlich über den Ausgang des Prozesses, angesichts "zahlreicher Verstöße".
Die Staatsanwaltschaft warf Schettino im ersten Prozess vor, zu nah an die Insel herangefahren zu sein, nach dem Zusammenstoß mit dem Felsen die Evakuierung zu spät veranlasst und sich dann nur selbst gerettet und die Passagiere ihrem Schicksal überlassen zu haben. Anschließend soll er sich den Aufforderungen der Küstenwache widersetzt haben, auf das Schiff zurückzukehren.
Die Anklage forderte im ersten Prozess 26 Jahre und drei Monate Gefängnis für den 56-Jährigen, die Verteidigung plädierte auf Freispruch. Sowohl die Verteidigung als auch die Staatsanwaltschaft legten nach dem ersten Urteil Berufung ein. Doch auch das zweite Gericht in Florenz bestätigte die Haft.
Die Verteidigung argumentierte bisher, die Havarie hätte jedem anderen Seemann auch passieren können. Außerdem habe nicht die Kollision, sondern das anschließende Chaos an Bord zu den Todesfällen geführt. Das Unglück sei ein "unvorhergesehenes, außergewöhnliches und nicht absehbares" Ereignis gewesen, ein "Unfall auf dem Meer" - nicht die Schuld Schettinos.
Schettino war seit 2002 bei Costa Crociere angestellt, zunächst als Sicherheitsoffizier, dann als Stellvertreter des Kapitäns, seit 2006 als Kapitän. Im Prozess hat der 54-Jährige zugegeben, am Tag der Havarie Fehler gemacht zu haben, gleichzeitig beschuldigte er seine Crew. Als sich das Unglück ereignete, befand sich Schettino nicht auf der Kommandobrücke, sondern dinierte mit seiner damaligen Geliebten, der Moldauerin Domnica Cemortan. Vorwürfe, er habe Cemortan mit einem waghalsigen Manöver vor Giglio beeindrucken wollen, wies Schettino zurück.
Durch mehrere unglückliche Aussagen machte sich Schettino in der Öffentlichkeit unbeliebt. So behauptete er, das verunglückte Schiff nicht absichtlich vor den Passagieren verlassen zu haben, sondern in ein Rettungsboot gefallen zu sein. Er sprach von sich als Kommandant, der auf dem Schiff gleich nach Gott komme - und hielt an der römischen Sapienza-Universität einen Vortrag zum Thema "Panikmanagement".