Süddeutsche Zeitung

Umweltkatastrophe in Israel:Schwarzes Gift am Strand

Nach einer Teerverschmutzung haben die Behörden die gesamte Mittelmeerküste gesperrt. Die Säuberung könnte Jahre dauern.

Von Peter Münch, Tel Aviv

Israels Behörden haben die gesamten Mittelmeerstrände des Landes zur Gefahrenzone erklärt und bis auf Weiteres gesperrt. Grund ist eine Verschmutzung mit Teer, die auf einer Länge von 170 Kilometern Küstenlinie von Rosh Hanikra an der libanesischen Grenze bis hinunter zum Gazastreifen festgestellt wurde. Die Quelle der Verschmutzung ist noch unklar. Vermutet wird, dass ein oder mehrere Tanker versehentlich oder auch absichtlich Öl ins Meer abgelassen haben. Die israelischen Behörden sprechen von einer der schlimmsten maritimen Verschmutzungen der vergangenen Jahrzehnte. Auch zahlreiche Tiere wurden bereits getötet.

Informationen, die Israel von der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs bekommen hat, deuten darauf hin, dass die Ölverschmutzung ihren Ursprung etwa 50 Kilometer vor Israels Küste hat. Die See war in der vorigen Woche über mehrere Tage sehr stürmisch gewesen. Zehn Schiffe wurden identifiziert, die als mögliche Verschmutzer infrage kommen könnten - Ölproben sollen jetzt Gewissheit geben.

Neben einigen Schildkröten und Seevögeln, die mit Teer verschmutzt waren und verendeten, wurde an einem Strand im südlichen Israel bereits am Donnerstag ein toter Finnwal entdeckt. Bei einer Obduktion wurde in der Lunge des 17 Meter langen Jungtieres eine schwarze Flüssigkeit entdeckt. "Es ist noch nicht klar, ob dies der Grund für den Tod war und ob dies in Verbindung steht zur Ölverschmutzung", erklärte am Sonntag der zuständige Tierarzt Roni King. "Aber es ist sehr verdächtig."

Netanjahu reist an

Zur Säuberung der verschmutzen Strandabschnitte waren am Wochenende auch Tausende Freiwillige angerückt. Einige von ihnen mussten jedoch ins Krankenhaus eingeliefert werden, nachdem sie offenbar giftige Dämpfe eingeatmet hatten. Die für die Strände zuständige israelische Natur- und Parkbehörde rief deshalb dazu auf, nicht mehr in Eigenregie zur Schmutzbeseitigung zu kommen. Helfer sollen sich registrieren lassen und nur mit Schutzkleidung ans Werk gehen. Auch Soldaten wurden inzwischen für die Arbeiten rekrutiert.

Aktiv wurde auch die Politik. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu nahm an einem Strand bei Aschdod die Verschmutzung in Augenschein. Präsident Reuven Rivlin forderte einen "nationalen Plan", um eine ökologische Katastrophe zu verhindern. Umweltministerin Gila Gamliel kündigte Geld der Regierung für Notfallmaßnahmen an. "Dieser Vorgang wird nicht in den nächsten paar Tagen erledigt sein", sagte sie. "Wir bereiten uns auf eine lange und harte Arbeit vor." Bei der Natur- und Parkbehörde wird sogar befürchtet, dass die Säuberung Jahre dauern könnte.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5213147
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/moge
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.