Sie möchte anonym bleiben, denn da ist diese Scham. Die Scham, nicht so viele Kinder haben zu können, wie sie möchte. Bei ihrer Großmutter war das anders, sie bekam zwölf Söhne und Töchter, keines weniger habe sie gewollt. In dem jüdisch-orthodoxen Viertel in Jerusalem, in dem die Frau wohnt, haben sie alle fünf, sechs oder sieben Kinder, manche mehr. Sie selbst, 39 Jahre alt, von Beruf Kunsttherapeutin, bewundert diesen Reichtum an Kindern. „Das Schöne an Israel ist, dass wir uns so sehr auf die Familie konzentrieren“, sagt sie im Videotelefonat. Nun ist dieses Ideal für sie seit Jahren auch eine Last.
Israel:Seid fruchtbar und mehret euch. Und was, wenn nicht?
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Die Geburtenrate in Israel ist die mit Abstand höchste aller westlichen Länder. Der gesellschaftliche Druck auf Frauen, viele Kinder zu bekommen, ist enorm. Wie geht es jenen, die diesem Anspruch nicht gerecht werden?
Von Marcel Laskus, Jerusalem
Überfall auf Israel:Die Überlebende
Sapir Saar war am 7. Oktober auf dem Nova-Festival, als Hamas-Terroristen dort 364 Menschen töteten. Bis heute ringt sie mit der Frage: Habe ich es verdient weiterzuleben?
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