William in Israel:Ein Prinz will verstehen

Britain's Prince William stands during a ceremony commemorating the six million Jews killed by the Nazis in the Holocaust, in the Hall of Remembrance at Yad Vashem World Holocaust Remembrance Center in Jerusalem

Prinz William gedenkt der sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden in der Gedenkstätte Yad Vashem.

(Foto: REUTERS)

William, Nummer zwei der britischen Thronfolge, besucht Israel. Schon vorher war es zu Verstimmungen auf israelischer Seite gekommen.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Seit der Staatsgründung Israels vor 70 Jahren galt der Grundsatz: Kein Mitglied der britischen Königsfamilie besucht offiziell Israel, solange es keine signifikanten Fortschritte beim Friedensprozess mit den Palästinensern gibt. Dieser Bann wird nun durch den dreitägigen Aufenthalt von Prinz William aufgehoben, sodass diese Visite in Israel als "historisch" gefeiert wird.

Allerdings war es im Vorfeld bereits zu Verstimmungen auf israelischer Seite gekommen. Im Reiseprogramm des 36-jährigen Herzogs von Cambridge wird Jerusalem als Teil der "besetzten palästinensischen Autonomiegebiete" bezeichnet. Die Israelis aber erklärten Jerusalem per Gesetz zur "untrennbaren Hauptstadt Israels", der Ostteil wird von Palästinensern als Hauptstadt ihres erst zu gründenden Staates beansprucht. Trotz Protesten auch von israelischen Ministern blieb die Bezeichnung im Reiseprogramm.

Israels Präsident Reuven Rivlin bat den Prinzen, er möge bei seinem Besuch in Ramallah an diesem Mittwoch "eine Botschaft des Friedens" an den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas überbringen. Es sei Zeit, die ersten Schritte in Richtung einer Verständigung zu unternehmen, erklärte Rivlin. Der Gast aus Großbritannien ging darauf nicht ein, sondern sagte, er hoffe in den nächsten Tagen auf die Gelegenheit, "möglichst viele Israelis zu treffen und wolle Geschichte und Kultur des Landes verstehen". Am Abend spannte er bei einem Empfang in der Residenz des britischen Botschafters den Bogen weiter und sprach davon, dass "die Region eine komplizierte und tragische Geschichte" habe. "Noch nie wurden Hoffnung und Versöhnung so dringend gebraucht."

Die Briten schafften es in ihrer Mandatszeit nicht, einen Palästinenserstaat zu gründen

Die Sichtweisen auf historische Ereignisse sind durchaus unterschiedlich, sodass sich die Nummer zwei in der Thronfolge mit dem Besuch auf ein heikles Pflaster begibt. 1917 hatte der britische Außenminister Arthur Balfour in einem Schreiben an den Zionisten Lionel Walter Rothschild zugesichert, eine "nationale Heimstätte für Juden" in Palästina zu unterstützen - was mit der Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948 Realität wurde.

Er fügte jedoch hinzu, dass "nichts geschehen soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der bestehenden nicht-jüdischen Gemeinschaften in Palästina in Frage stellen könnte". An diesen Teil der Balfour-Erklärung erinnerte der palästinensische Präsident Abbas vor Kurzem und forderte die Errichtung eines Palästinenserstaats - was die Briten in ihrer Mandatszeit nicht geschafft hatten.

Im Jahre 1922 hatte der Völkerbund dem Vereinigten Königreich das Mandat über Palästina und das heutige Jordanien übertragen. 1937 schlug eine Kommission eine Aufteilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat vor, was aber nicht umgesetzt wurde. Am 22. Juli 1946 verübte die vom späteren Premierminister Menachem Begin geleitete jüdische Untergrundorganisation Irgun einen Bombenanschlag auf die im Hotel King David untergebrachte britische Mandatsmacht. In diesem Jerusalemer Hotel weilte nun auch William während seines Besuchs.

Zum Auftakt stand das Holocaust-Museum Yad Vashem auf dem Programm - mit familiären Bezügen. Dort wird Prinz Williams Urgroßmutter Alice of Battenberg geehrt, weil sie während der Nazizeit drei Juden in Athen versteckt hatte. Sie ist, ihrem Wunsch gemäß, am Jerusalemer Ölberg bestattet. Sein Großvater Philip und Vater Charles haben ihr Grab 1994 und 2006 besucht, ihre Visite war allerdings als privat tituliert. Prinz Charles nutzte die Gelegenheit, als er an den Trauerfeiern für den israelischen Präsidenten Shimon Peres teilnahm.

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