Islam-Wächter drohen mit Klage:Die 86 Ehen des Mohammed Abubakar

In Nigeria erregt ein muslimischer Heiler den Zorn der Religionswächter, weil er mit 82 Frauen mehr verheiratet ist, als der Koran erlaubt.

Arne Perras

Mit seinen 86 Ehefrauen hat sich der alte Mann nun ernsthaft in Gefahr gebracht. Nicht dass er sich überfordert fühlte oder von eifersüchtigen Nebenbuhlern belagert wäre - nein, die Dinge liegen anders im Falle des Heilers Mohammed Bello Abubakar aus Nigeria.

Islam-Wächter drohen mit Klage: Nach dem Koran dürfen Muslime nicht mehr als vier Frauen haben.

Nach dem Koran dürfen Muslime nicht mehr als vier Frauen haben.

(Foto: Foto: Reuters)

Allah selbst habe ihm die Kraft gegeben, um es mit 86 Ehefrauen aufzunehmen, sagt er. Aber deshalb sitzen ihm jetzt auch die Hüter des islamischen Rechts im Nacken - und das kann in einigen Bundesstaaten Nigerias über Leben und Tod entscheiden.

Die Religionswächter schätzen die Großfamilie von Abubakar gar nicht, sie folgen dem Leitsatz vieler Gelehrter, dass ein guter Muslim nicht mehr als vier Frauen haben dürfe. Trenne sich der Mann jetzt nicht schnell von 82 seiner Frauen und bereue, so drohe ihm sogar die Todesstrafe, hieß es in Medienberichten aus Nigeria.

Die Lebensgeschichte des 84-Jährigen erregt in Westafrika die Gemüter, seitdem ihn zwei Zeitungen groß porträtierten und auch mit dem Satz zitierten, dass der Koran es nicht verbiete, 86 Frauen zu haben. Er wolle dies zwar niemandem empfehlen, denn als gewöhnlicher Mann müsse man schon mit zehn Frauen "zusammenbrechen und sterben". Aber in seinem Falle sei es anders, weil er von Gott selbst dazu berufen worden sei.

Ein Loblied auf den Ehemann

Viele Geheimnisse umfangen die Welt des alten Mannes samt seiner Großfamilie im nördlichen Bundesstaat Niger. Besucher, die zu Abubakar pilgerten, berichteten davon, dass alles sehr harmonisch wirke, die Frauen hätten alle ein Loblied auf ihren Ehemann gesungen. Und sie wollten nie wieder fort von ihm.

"Wir leben hier wie Schwestern", erzählte eine Frau, "wir streiten nie, denn das einzige, worum wir uns kümmern, das ist unser Ehemann." Das hat ihn offenbar jung gehalten, er wirkt wie ein 50-Jähriger. Die meisten der Frauen zog es zu Abubakar, weil er als großer Heiler gilt. Niemand unter seinem Dach darf irgendeine Medizin schlucken, sie alle bleiben gesund durch die Hand Abubakars. Davon jedenfalls sind sie fest überzeugt. Und wenn doch mal eine Frau oder ein Kind stirbt, so war es eben Allahs Wille.

"Ich suche meine Frauen nicht, sie kommen zu mir", erklärte der Alte, und wenn Gott es wolle, dann heirate er sie. "Ich bin die glücklichste Frau der Welt", erzählte eine junge Gemahlin. "Wenn du einen Mann mit 86 Frauen heiratest, dann weißt du, dass er es versteht, sie auch alle zu versorgen."

Doch wie macht er das? Abubakar war einst Lehrer, aber er arbeitet schon lange nicht mehr. Und doch muss er jeden Tag mindestens eine Kuh schlachten lassen und mehrere Säcke Reis auffahren, um alle satt zu bekommen. Angeblich bringen ihm die Leute Geld und Geschenke, weil er so gute Beziehungen zu Gott unterhalte.

189 Kinder

Der Zeitung This Day sagte Abubakar, dass er noch lange nicht fertig sei. Er wolle noch mehr Frauen um sich scharen, die letzte heiratete er erst am 3. Februar, eine 30-Jährige. Angeblich kann Abubakar das Alter und den Namen jedes einzelnen seiner 189 Kinder nennen, ohne lange zu überlegen.

Manche Nigerianer sehen in dem großen Frauenlager um den Alten nichts anderes als eine dubiose Sekte. Die Hüter der Sharia stört vor allem, dass Abubakar sagte, der Koran verbiete es nicht, so viel Frauen um sich zu scharen.

Die Religionswächter wollen nur vier Frauen gestatten, und diese Regel soll nun durchgesetzt werden. Dann könnte es gefährlich werden für den Mann, der sich besondere, von Gott gegebene Kräfte zuschreibt. Der oberste Rat für islamische Angelegenheiten (NSCIA) griff Abubakar scharf an, er müsse auf den rechten Weg zurückfinden, sonst droht ihm eine Anklage vor dem Sharia-Gericht.

Zwar hat ein Islam-Wächter der Darstellung widersprochen, sie hätten bereits die Todesstrafe gefordert. Ein solches Urteil könne nur das Gericht sprechen. Dennoch glauben manche schon jetzt, dass Abubakar seine große Liebe zu den Frauen mit dem Leben bezahlen könnte, wenn er so weiter macht wie bisher.

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