Alle paar Jahre gibt der gnädige deutsche Staat seinen Landsleuten die Möglichkeit, einmal gründlich in Schränke und Kellerabteile zu schauen. Selbstkritisch soll dann geprüft werden: Ist dieser längliche Gegenstand aus Eisen, der da zwischen staubigem Hochzeitskleid und Meissener Porzellan liegt, womöglich etwas, das ich gar nicht besitzen dürfte? Die sogenannte Waffenamnestie fand in Deutschland zuletzt 2018 statt. Bürgerinnen und Bürger brachten tausendfach Pistolen und Gewehre aller Art, aber auch Schlagringe, Stahlruten und Fallmesser in die nächstgelegenen Behörden und blieben, auch wenn sich die Waffe illegal in ihrem Besitz befand, straffrei. Viele dieser Waffen stammen aus der jüngeren Vergangenheit, vereinzelt auch aus dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg.
Gegen das, was vor ein paar Wochen beim Nationalmuseum in Dublin auf dem Tisch gelandet ist, ist das jedoch nur Gegenwartsbespiegelung. Ein bislang anonymer Absender hat dort, sorgsam verpackt in einer Haferflockenpackung, gewissermaßen zwei Vor-Vor-Vor-Vorgänger der Schusswaffe platziert. Wie eine erste Inaugenscheinnahme ergeben hat, handelt es sich um zwei prähistorische Axtköpfe, 4000 Jahre alt, mindestens.
Zunächst darf die Wissenschaft dankbar sein für diese Bereitschaft, einen Schatzfund der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Andererseits gibt es in Irland gerade keine Waffenamnestie. Fataler noch: Auf das Ausbuddeln von archäologischen Gegenständen mithilfe eines Metalldetektors – und das unterstellen die Experten dem Finder – steht in Irland ein Ordnungsgeld von bis zu 60 000 Euro oder drei Jahre Haft. Gehofft werden darf dennoch auf eine Art Waffenamnestie light, denn wie ein Museumsmitarbeiter der New York Times erzählt hat, ist man so sehr an Details zum Fundort der Äxte interessiert, dass man die Identität des Finders gegenüber der Obrigkeit diskret behandeln wolle, wenn dieser sich meldet.
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