Iran28 Tote nach Explosion in Hafenstadt

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Dicker schwarzer Rauch verdunkelt den Himmel über der Hafenanlage von Schahid Radschai nahe der Provinzstadt Bandar Abbas.
Dicker schwarzer Rauch verdunkelt den Himmel über der Hafenanlage von Schahid Radschai nahe der Provinzstadt Bandar Abbas. (Foto: Razieh Pudat/AP)

Nach der gewaltigen Detonation in einem der wichtigsten Häfen Irans hat sich die Zahl der Todesopfer weiter erhöht. Über die Ursache des Unglücks wird nach wie vor spekuliert.

Bei einer schweren Explosion im südiranischen Hafen Schahid Radschai nahe der Provinzhauptstadt Bandar Abbas sind am Samstag Staatsmedien zufolge mindestens 28 Menschen getötet und mehr als 800 verletzt worden, viele davon schwer. Sechs Personen werden weiterhin vermisst. Ersten Informationen zufolge verursachte die Wucht der Detonation auch erhebliche Schäden an der Infrastruktur des Hafens.

Laut Regierungssprecherin Fatemeh Mohadscherani sind die Krankenhäuser in der Provinz mit der Behandlung der vielen zum Teil Schwerverletzten überfordert und daher müssen viele Patienten in andere Städte verlegt werden. Die Einwohner der Provinz Hormusgan werden weiterhin aufgerufen, Blut für die Verletzten zu spenden.

„Ursache der Explosion waren Chemikalien in Containern“, sagte ein Sprecher des Katastrophenschutzes der Nachrichtenagentur ILNA. Im Staatsfernsehen hieß es, unsachgemäßer Umgang mit brennbaren Materialien habe zu der Explosion beigetragen. Ein Sprecher der Regierung wies allerdings darauf hin, es seien zwar Chemikalien explodiert, doch sei die genaue Ursache noch nicht ermittelt. In den Medien hieß es, bereits früher seien wiederholt Warnungen vor möglichen Gefahren ausgesprochen worden.

Die Explosion war auch in nahegelegenen Städten zu spüren

Präsident Massud Peseschkian ordnete eine Untersuchung an und schickte zu diesem Zweck ein Spezialteam mit zwei Ministern an den Unglücksort. Das Fernsehen zeigte Aufnahmen einer hohen schwarz-orangenen Rauchwolke, die über dem Hafen aufstieg. Auf weiteren Aufnahmen waren ein Bürogebäude mit heraus gesprengten Türen und Trümmer zu sehen. Medienberichten zufolge barsten Fensterscheiben in einem Umkreis von mehreren Kilometern. Die Explosion war auch in nahegelegenen Städten zu spüren. Alle Aktivitäten vor Ort wurden vorerst eingestellt, damit die Rettungskräfte den Brand schneller unter Kontrolle bringen können.

Helfer transportieren einen Verletzten über einen verwüsteten Boulevard.
Helfer transportieren einen Verletzten über einen verwüsteten Boulevard. (Foto: Mohammad Rasole Moradi/AFP)

Ein Sabotageakt etwa von Israel, über den in den sozialen Medien spekuliert wurde, bestätigte sich bislang nicht – ebenso wenig Gerüchte, dass Raketentreibstoff in einem der Lagerhäuser die gewaltige Explosion ausgelöst habe. Die Nachrichtenagentur AP hatte einen Zusammenhang mit einer kürzlich erfolgten Lieferung von Raketentreibstoff aus China vermutet, mit dem die iranischen Streitkräfte versorgt werden sollten.

Die Regierungssprecherin Fatemeh Mohadscherani warnte unterdessen vor voreiligen Spekulationen in der Presse: „Wir sollten uns an die offiziellen Angaben halten und keine spekulativen Informationen verbreiten“. Vor allem mit Blick auf die Ursache der Explosion sowie die Zahl der Toten und Verletzten müsse die genaue Untersuchung des Unglücks abgewartet werden, so die Sprecherin. Derzeit seien auf Anweisung von Präsident Massud Peseschkian zwei Minister vor Ort, um gemeinsam mit Experten die Lage zu prüfen.

In den vergangenen Jahren hatte sich bereits eine Reihe tödlicher Vorfälle in den iranischen Branchen für Energie und Industrie ereignet. Mehrere dieser Vorfälle wurden auf Fahrlässigkeit zurückgeführt, darunter Raffineriebrände und eine Explosion in einem Kohlebergwerk. Für andere Vorfälle hatte Iran Israel verantwortlich gemacht. Israel hat in der Vergangenheit Ziele in Iran im Zusammenhang mit dessen Atomprogramm angegriffen. Auch einen Vorfall an iranischen Gaspipelines im Februar 2024 hatte Iran als israelischen Angriff bezeichnet.

Schahid Radschaei ist der größte Containerhafen des Landes und gehört zum Haupthafen von Bandar Abbas in der Provinz Hormusgan. Der Hafen liegt am Nordufer der Straße von Hormus im Persischen Golf und gilt wegen seiner strategischen Lage als eine der wichtigsten Wirtschaftszonen des Landes. Dort werden mehr als ein Drittel des iranischen Seehandels abgewickelt, die Hafenstadt betreibt Seehandel mit 80 international bekannten Häfen und 21 Linienreedereien.

Der Text ist eine aktualisierte Fassung einer früheren Meldung.

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