Drohnen:"Das Problem sind Hobbypiloten, die sich nicht auskennen"

Drohne

Eine ferngesteuerte Drohne, auch Quadrocopter genannt, hier über einem Feld in Bayern.

(Foto: dpa)

Behinderung von Rettungsarbeiten, Belästigung von Badegästen: Wie lässt sich verhindern, dass Drohnenbesitzer mit ihren Fluggeräten machen, was sie wollen? Fragen an einen Experten.

Interview von Helena Ott

Mitte vergangener Woche soll eine ferngelenkte Drohne in Thüringen einen Mann und dessen Mutter in ihrem Garten beschossen haben. Zuerst sei das Fluggerät über dem Grundstück des 44-Jährigen gekreist, dann habe es aus etwa 20 Metern Entfernung Nägel abgefeuert. Der Polizei zufolge hätten auch Nachbarn die Drohne beobachtet.

Welches Risiko Drohnen in Händen von Privatleuten bergen und wie man die Gefahr reduzieren könnte, erklärt Achim Fridl, Vorsitzender des Dachverbandes für unbemannte Luftfahrt.

SZ: Der Polizei zufolge steigt die Anzahl der Einsätze wegen Drohnen: Flugzeuge und Helikopter werden gestört und Verbote missachtet. Wie oft passiert so etwas?

Im vergangenen Jahr gab es 70 gefährliche Begegnungen von Drohnen mit Flugzeugen oder Hubschraubern. Das sind fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Vor drei Monaten konnte ein Rettungshubschrauber im Schwarzwald nicht starten, weil eine Drohne über den Rotorblättern kreiste. Die Polizei konnte den Drohnenbesitzer nicht finden.

Interview am Morgen

Diese Interview-Reihe widmet sich aktuellen Themen und erscheint von Montag bis Freitag spätestens um 7.30 Uhr auf SZ.de. Alle Interviews hier.

Warum nähern sich Hobbypiloten mit ihren Fluggeräten Rettungshubschraubern oder Flugzeugen?

Sie wollen den Start oder die Landung filmen. Dabei ist es verboten, im Umkreis von 1,5 Kilometern um einen Flugplatz mit einer Drohne zu fliegen. Das gleiche gilt für Unfallorte.

Welche Drohnenpiloten machen hierzulande die meisten Probleme?

Professionelle Drohnenpiloten, etwa von Filmteams, halten sich meist an die Vorschriften. Das Problem sind Hobbypiloten, die sich nicht auskennen. Sie sind vor allem auf spektakuläre Aktionen aus und bedenken die Gefahren nicht.

Wie viele Deutsche besitzen eine Drohne?

Schwierige Frage. Da gibt es keine eindeutigen Statistiken. Wir schätzen, dass mindestens 500 000 Drohnen im Umlauf sind.

Die wichtigsten Regeln für Drohnenflüge

Drohnen dürfen nur bei Tag und so geflogen werden, dass sie in Sichtweite bleiben. Die Drohne darf eine Flughöhe von 100 Metern nicht übersteigen. 1,5 Kilometer Abstand über Landeplätzen von Flughäfen und Krankenhäusern sind einzuhalten. Ab einem Gewicht von zwei Kilogramm braucht man einen Führerschein und es dürfen keine Menschenmengen von mehr als zwölf Personen, Wohnanlagen, Straßen, Bahnlinien oder Schifffahrtswege überflogen werden. Auch seitlich müssen Piloten zu den genannten Personen und Objekten 100 Meter Abstand halten.

Bald beginnt die Badesaison. Darf man Drohnen mit Kameras über Freibädern und Badeseen fliegen lassen?

Grundsätzlich ist es erlaubt. Erst, wenn es sich um eine Gruppe mit mehr als zwölf Personen handelt, ist der Überflug verboten - außerdem müssen Drohnenpiloten 100 Meter seitlichen Abstand zu Menschenansammlungen halten. Damit will der Gesetzgeber verhindern, dass eine Drohne über einer Menschenmenge abstürzt. Es müsste also schon ein sehr ruhiger Badesee sein, dass man in der Nähe fliegen darf.

Es gibt seit vergangenem Jahr einen Drohnenführerschein. Was wird da geprüft?

Man muss Fragen zu Wetterkunde und Luftfahrtrecht beantworten. Aber den 'Drohnenführerschein' braucht man erst, wenn das Fluggerät mehr als zwei Kilogramm wiegt. Unser Verband fordert, dass man schon für Drohnen von mehr als 250 Gramm eine theoretische Prüfung ablegen muss und ab 900 Gramm dann zusätzlich noch einen praktischen Test.

Wie holt die Polizei Drohnen vom Himmel, wenn es Probleme gibt?

Wenn sie den Steuernden nicht ausfindig machen kann, kann sie in schwerwiegenden Fällen mit einer Mikrowellentechnik die Elektronik stören und die Drohne so zum Absturz bringen. Aber man muss schon gründlich abwägen, ob nicht auch durch den herbeigeführten Absturz enormer Schaden entsteht.

Es werden zurzeit viele Verstöße gemeldet. Was spricht überhaupt dafür, dass Privatpersonen Drohnen fliegen lassen?

Zum einen ist es eine technologische Faszination. Es macht Spaß, Manöver zu fliegen. Manche Drohnen können sogar Rollen in der Luft. Und es ist schon was Tolles, wenn man Luftaufnahmen beispielsweise von der eigenen Hochzeitsgesellschaft machen kann. Das sollte auch weiterhin möglich sein - wenn sich alle an die Regeln halten und niemand belästigt wird.

Abgesehen von privaten Drohnen - welche gesellschaftlichen Aufgaben könnten Drohnen in Zukunft übernehmen?

Es gibt sehr sinnvolle Anwendungsfelder. Beispielsweise, dass bei einem Unfall Blutkonserven mit einer Drohne zum Unfallort transportiert werden - statt auf den Kurier im Stau zu warten. Drohnen können auch in der Landwirtschaft sehr hilfreich sein: Bauern können prüfen, welche Pflanzen auf ihren Feldern nicht gut wachsen - Dünger und Pestizide können dann gezielter ausgebracht werden.

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