Internet-Partnervermittlung:Singles gehen an die Börse

Fast sechs Millionen Alleinstehende in Deutschland wünschen sich eine Beziehung. Ein riesiger Markt für Vermittlungen. Aber wie groß sind die Erfolgsaussichten und findet man überhaupt seinen Traumpartner im Netz?

Von Kay Städele

Ob groß gewachsen, Fetischliebhaber, Swinger oder Christ - fast alle wollen einen Lebensgefährten. 46 Prozent der über elf Millionen Alleinstehenden in Deutschland wünschen sich nach einer Studie der Online-Partneragentur parship.de eine Beziehung. Ein riesiger Markt für Vermittlungen, auch im Internet. Die Online-Plattformen für Singles werden daher immer zahlreicher und spezieller.

Das Internet ist anonym, und der Nutzer kann nicht nur Informationen lesen, sondern auch selbst Daten eingeben - beste Voraussetzungen für die Partnervermittlung, im weltweiten Datennetz als Online-Dating bekannt. Die Suchenden können zwischen einer Vielzahl verschiedener Anbieter wählen.

Der Branchendienst Singleboersen-vergleich.de geht von 2500 deutschsprachigen Singleportalen, Partnervermittlungen, Seitensprung-Agenturen und Ähnlichem aus.

Laut der Marktanalyse "Online-Dating-Report 2004" erhöhte sich die Zahl der Mitgliedschaften von Singles bei Internetbörsen von 6,9 Millionen im Dezember 2002 auf 13,9 Millionen im Dezember 2004. Die Macher der Studie schätzen, dass es 4,6 Millionen Nutzer von Online-Dating-Angeboten gibt. Der Umsatz der Branche liegt der Marktanalyse zufolge bei mittlerweile 37,7 Millionen Euro. Das bedeutendste Segment im Markt sind die Singlebörsen: Sie vereinen rund 64 Prozent der Mitgliedschaften und 43 Prozent des Umsatzes auf sich. Sie nennen sich auch Partnerbörse, Kontaktmarkt, Singleportal oder Flirtseite.

Was unterscheidet die Angebote?

Die Online-Dating-Seiten grenzen sich voneinander durch unterschiedliche Konzepte ab: Singlebörsen-vergleich.de unterteilt die Angebote in Singlebörsen, Internet-Partnervermittlungen, Adult-Dating, Single-Chats und Spezial-Singlebörsen. Jedes dieser Segmente spricht verschiedene Zielgruppen an. Singlebörsen zeichnen sich dadurch aus, dass die Nutzer eigene Profile anlegen und selbst nach möglichen Partnern suchen. Bei Internet-Partnervermittlungen wählt nicht der Single die passenden Personen aus, sondern der Anbieter.

Das Adult-Dating spricht Erwachsene an, die auf der Suche nach einer rein sexuellen Beziehung sind. In Single-Chats kommunizieren Partnersuchende miteinander in Echtzeit. Die Spezial-Singlebörsen bieten ein Forum für Singles mit besonderen Eigenschaften, Absichten oder Neigungen. Fast jede Zielgruppe findet ein passendes Angebot: moms-dads-kids.de für allein erziehende Singles, rubensfan.de für Bewunderer runder Körperformen, landflirt.de für das Treffen auf dem Lande oder rossodiamore.com für die Vermittlung nach Blutgruppen.

Singles gehen an die Börse

Wie funktionieren Singlebörsen?

Singles gehen an die Börse

Wie funktionieren Singlebörsen?

Die Singleportale sind nach dem Prinzip "Er sucht sie/Sie sucht ihn" aufgebaut. Der Unterschied zu herkömmlichen Kontaktanzeigen ist, dass Singles hier zugleich suchen und sich vorstellen können. Denn einerseits können sie eigene Profile - eine Art Steckbrief - erstellen, um sich Interessenten zu präsentieren. Andererseits sind sie in der Lage, die Profile anderer Börsen-Mitglieder einzusehen und mit diesen in Kontakt zu treten. Das Internet bietet zudem die Möglichkeit, Anzeigen aufzuwerten. So können Fotos zum Profil hinzugefügt oder Zuschriften unerwünschter Personen blockiert werden.

Welche Angaben erfordert eine Kontaktanzeige?

Zunächst müssen sich Mitglieder bei der Singlebörse anmelden. Diese Registrierung ist in der Regel kostenlos. Persönliche Angaben wie Geburtsdatum oder Postleitzahl bleiben für andere Nutzer unsichtbar. Dann trägt das Mitglied in einem Steckbrief weitere Kennzeichen ein wie Aussehen, Eigenschaften, Ziel der Partnersuche, Familienstand, Hobbys oder Fitness. Diese Angaben sind bei den großen Anbietern ähnlich. Bei Spezial-Singlebörsen weichen die Fragen je nach Ausrichtung ab.

Wie findet man seinen Traumpartner?

Suchprogramme können mögliche Partner auflisten, die den Wunschkriterien entsprechen. Dabei haben die Suchenden verschiedene Möglichkeiten. Wie bei einer Suchmaschine können Auswahlkriterien festgelegt werden wie Geschlecht, Alter, Wohnort, Hobbys oder angestrebte Beziehungsform. Seine Vorlieben kann der Suchende bei vielen Seiten abspeichern, so dass er sie bei einer weiteren Recherche nicht wieder neu eingeben muss. Außerdem enthalten die Programme oft eine Online-Merkliste, auf der mögliche Partner vorläufig notiert werden können. Die Anzeige, welche Mitglieder gerade die Internet-Seite nutzen, gehört mittlerweile zum Standard.

Wie viele Singlebörsen gibt es?

Die ersten Seiten im deutschsprachigen Raum entstanden 1994. Zehn Jahre später gab es bereits 2500 Online-Angebote für Singles, darunter über 1000 Börsen. Eine Übersicht zu den Angeboten findet sich auf den Seiten von Singleboersen-vergleich.de. Hier werden die Dating-Plattformen nach verschiedenen Kriterien bewertet - wie der Mitgliederstruktur, den Gestaltungsmöglichkeiten auf der Kontaktseite, den Suchfunktionen, der Art der Kontaktaufnahme sowie Besonderheiten.

Was kostet eine Mitgliedschaft?

Nach der Registrierung können die Grundfunktionen kostenlos ausgeführt werden. Wer allerdings den vollen Umfang einer Seite nutzen will, muss bezahlen. Bei den etablierten Anbietern im Markt überwiegt das Modell "Kommunikation mit Singles nur für zahlende Premium-Abonnenten". Die Abonnements werden meist monatlich abgerechnet und kosten zwischen 5 und 25 Euro. Manche Betreiber bieten auch eine zeitlich begrenzte Premium-Mitgliedschaft zum Ausprobieren an.

Singles gehen an die Börse

Wie groß sind die Erfolgsaussichten?

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Wie groß sind die Erfolgsaussichten?

Keine Singlebörse garantiert eine erfolgreiche Partnervermittlung. Allerdings können die Chancen durch gute Fotos, ansprechende Formulierungen und vernünftige Ansprüche erhöht werden. Der Steckbrief ist mit einer Bewerbung vergleichbar. Ein Problem bleibt: Im Internet sind die Singles während der Kontaktaufnahme anonym. Daher können sie falsche Angaben zu ihrer Person machen. Viele Anbieter schützen ihre Kunden vor bösen Überraschungen, indem sie unseriöse Mitglieder ausschließen. Manche Internet-Seiten überprüfen ihre Mitglieder vor der Zulassung.

Wie werden persönliche Daten genutzt?

Die Betreiber der Partnervermittlungen sind durch das Bundesdatenschutzgesetz und das Gesetz über den Datenschutz bei Telediensten zu einem sensiblen Umgang mit den Daten verpflichtet. Allerdings stimmt der Nutzer - meist ohne sich dessen bewusst zu sein - bei der Registrierung der Verwertung seiner Daten zu. Solche Einverständniserklärungen sind in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen hinterlegt.

Die Betreiber der Kontakt-Seiten nutzen so genannte personenbezogene Daten wie Alter, Geschlecht, Postleitzahl oder das Foto zur Marktforschung und für Werbemaßnahmen. So gelangen beispielsweise Bilder hübscher Nutzer als Werbung für das Portal auf andere Internetseiten.

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